Wien – Die Aufregung im Hypo-U-Ausschuss dreht sich um den vormaligen Chefforensiker der Hypo, Christian Böhler. Die Bank hat ihn nicht von seinen Verschwiegenheitspflichten entbunden und beruft sich dabei auf drei Punkte: auf das (unterbrochene) arbeitsgerichtliche Verfahren, in dem Böhler seine Entlassung im November 2014 bekämpft; auf eine Einstweilige Verfügung gegen Äußerungen des Ex-Mitarbeiters gegenüber der Bank; sowie auf Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen Böhler.

Eigene Sicherheitsfirma

Als Begründung für die Entlassung nannte die Bank "die rechtswidrige Übermittlung höchst vertraulicher Daten der Heta an einen E-Mail-Account Böhlers bei den Neos", sie führt 29 Mails ins Treffen. Böhler ist stellvertretender Landessprecher der Partei in der Steiermark. Die Neos haben immer wieder vertrauliche Hypo-Dokumente an die Öffentlichkeit gebracht. Zudem ist es bei der Bank nicht rasend gut angekommen, dass Böhler im Jänner 2014 eine eigene Sicherheitsgesellschaft gegründet hat, die CM International Tracing. An ihr ist er mit dem Anwalt Markus Gronbach zur Hälfte beteiligt, Böhler führt das Unternehmen.

Schiefe Optik

Gronbach ist auch mit fünf Prozent an der Sicherheitsagentur Reuter GmbH in Lamprechtshausen in Salzburg beteiligt – sie hat im Auftrag der Heta Nachforschungen zu wirtschaftlichen Aktivitäten von Ex-Bankchef Wolfgang Kulterer durchgeführt. Der Zwischenbericht, der dem STANDARD vorliegt, stammt vom 9. Juli 2014, einer Zeit also, in der Böhler noch für die Heta aktiv war. Eine schiefe Optik kann der Forensiker darin nicht erkennen, sein nunmehriger Geschäftspartner Gronbach sei "ja nur mit fünf Prozent an Reuter beteiligt, weil er der Rechtsanwalt der Gesellschaft ist", sagt er dem STANDARD. Er selbst habe erst nach der Beauftragung von Reuter eine Firma mit Gronbach gegründet, es sei um einen bestimmten Auftrag gegangen. Davon habe er den Heta-Vorstand informiert, der habe auch zugestimmt.

Mailzugang "abgedreht"

Auch die Sache mit den Mails an seinen Neos-Mailaccount sieht Böhler ganz anders als sein Ex-Arbeitgeber. Ende des Sommers 2014, er sei gerade auf Urlaub gewesen, habe die Bank ihn freigestellt und ihm den Zugang zur Bank "abgedreht. Ich habe mir daraufhin über meinen Blackberry die letzten Mails an meinen privaten Account bei den Neos geschickt", es sei dabei nur um Dinge wie seinen Schriftverkehr mit dem Bankvorstand gegangen.

Das Verfahren gegen Böhler läuft bei der Staatsanwaltschaft Graz, angezeigt hat ihn die Hypo. Ermittelt wird wegen des Verdachts der Nötigung, der Erpressung, des Verrats von Staatsgeheimnissen und der Datenverwendung in Gewinn- beziehungsweise Schädigungsabsicht sowie des Bruchs des Amtsgeheimnisses. Böhler weist all diese Vorwürfe zurück, es gilt die Unschuldsvermutung. Anfang Juli wird er einen Termin bei der Staatsanwaltschaft wahrnehmen. (Renate Graber, 19.6.2015)