Mit der Kampagne "She Lives To Play" wirbt Hersteller EA für mehr starke Frauen in Videospielen.

Foto: EA
Bild: Assassin's Creed Syndicate
Bild: Mirror's Edge Catalyst
Bild: Dishonored 2

Zwischen Virtual-Reality und immer spektakuläreren Grafikspektakeln gab es auf der diesjährigen Gaming-Messe E3 noch einen weiteren großen Trend zu verzeichnen: Starke Frauen in Videospielen.

Gleich mehrere namhafte Spielhersteller wie Electronic Arts, Ubisoft, Bethesda oder Guerilla Games erhörten die Rufe der vergangenen Jahre aus der Community und setzen in kommenden Spielen auf weibliche Hauptrollen, um auch Spielerinnen in traditionell männlich besetzten PC- und Konsolen-Games bessere Identifikationsmöglichkeiten zu bieten.

Sportlerinnen und Kriegerinnen

EA öffnet beispielsweise seine heurigen Sportspielforsetzungen "FIFA 16" und "Madden NFL 16" für Frauenteams. Ein Novum für die Bestsellerfranchises und ein deutliches Statement für ein Umdenken in der Industrie, das der Konzern mit einer eigenen Kampagne unter dem Slogan "She Lives To Play" feiert. Neben Athletinnen propagiert man überdies Kriegerinnen im kommenden Sci-Fi-Shooter "Star Wars Battlefront" und die Rückkehr der rebellischen Faith in "Mirror's Edge Catalyst".

Bethesda Softworks scheint es ebenfalls ein Anliegen zu sein, mehr Frauen für seine AAA-Franchises zu begeistern. Auf der E3-Pressekonferenz betonte man ausdrücklich, dass man das postapokalyptische Rollenspiel "Fallout 4" sowohl mit einem männlichen als auch mit einem weiblichen Charakter erleben können wird und erntete dafür Applaus vom anwesenden Publikum. Auch Spielern des 2016 erscheinenden Steampunk-Epos "Dishonored 2" wird die Wahl zwischen einem Protagonist und Protagonistin gelassen.

Vom Thema zur Selbstverständlichkeit

Gleiches gilt für Ubisoft langjährige Action-Adventure-Reihe "Assassin's Creed", die mit dem heurigen Kapitel "Syndicate" ebenso in eine weibliche Hauptrolle schlüpfen lässt – das gab es bei einem Hauptwerk der Serie noch nie. Und nicht zuletzt erfreut sich Grabräuberin Lara Croft in "Rise of the Tomb Raider" eines weitaus emanzipierteren Auftritts, als es noch vor zehn Jahren der Fall war.

Dass diese Umarmung der Weiblichkeit auf der E3 2015 sicherlich viel Marketingkalkül im Hinterkopf hat, steht außer Frage. Schließlich geht es darum, langfristig neue Zielgruppen zu erreichen und somit mehr Spiele verkaufen zu können. Dennoch ist diese generelle Öffnung der Branche gegenüber beiden Geschlechtern ein sehr positives Zeichen dafür, wie schnell Spielhersteller auf noch junge medienkritische Initiativen wie "Women vs. Tropes in Video Games" und den Vorwurf der Objektifizierung von Frauen in Games reagieren. Und es macht zuversichtlich, dass Weiblichkeit in Games schon bald nicht mehr vorrangig Gegenstand hitziger Debatten, sondern eine Selbstverständlichkeit ist. (Zsolt Wilhelm, 19.6.2015)