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Adele ist eine der derzeit erfolgreichsten britischen Sängerinnen. Ob ihre Musik über Apple Music gestreamt werden kann, ist kurz vor dem Start noch offen.

Foto: REUTERS/Mario Anzuoni

Apple Music will neue Kunden mit einer dreimonatigen, kostenlosen Probephase seines Streamingdienstes locken, der am 30. Juni startet. Kürzlich wurde bekannt, dass Musiklabels aus diesen Testabos allerdings kein Geld sehen werden. Der britische Branchenverband UK Music und der deutsche Verband unabhängiger Musikunternehmen (VUT) schießen nun scharf gegen Apple. Für Indie-Labels, sei das eine Katastrophe.

"Auf jeden Cent zum Überleben angewiesen"

Die VUT vertritt 1.300 deutsche Musikunternehmen, die nach Angaben des Verbands für 35 Prozent der Musik in Deutschland verantwortlich zeichneten. "Wir dachten immer, dass Apple faire Vereinbarungen mit allen Teilnehmern erzielen will und nicht nur mit den drei verbleibenden Major-Labels", schreibt Generalsekretär Jörg Heidemann in einem offenen Brief an das Unternehmen. Wie berichtet soll Apple mit Indie-Labels einzeln verhandeln, anstatt allen die gleichen Verträge anzubieten.

Apples Plan, Labels in der Testphase nichts zu bezahlen, führe zu der Annahme, dass das Unternehmen keinen Respekt für die Musik unabhängiger Künstler habe. Es sei klar, dass durch diesen Schritt die Einnahmen für Indie-Labels und –Musiker noch stärker reduziere, in einer Zeit, wo man auf jeden Cent zum Überleben angewiesen sei. Apple Music werde aber keinen Erfolg haben und sehr langweilig werden, wenn man die Independent Labels nicht an Bord hole, ist Heidemann sicher.

"Kleine Labels werden komplett beschissen"

Andy Heath, Chairman von UK Music, sagte zum "Telegraph", dass seines Wissens nach bislang kein britisches Indie-Label Apples Bedingungen zugestimmt habe. Dazu zähle etwa aus XL Recordings, bei denen die erfolgreiche Sängerin Adele unter Vertrag steht. Damit seien diese aber mehr oder weniger aus dem Geschäft raus. Als kleines Label könne man sich solche Gratisdienste einfach nicht leisten. "Apple hat das nicht zu Ende gedacht und das sieht ihnen überhaupt nicht ähnlich. Sie können mit so einem Vertrag nicht einfach drei Wochen vor dem Start auftauchen", so Heath.

Während sich Apple die Tantiemen in der Testphase sparen will, zahlt Konkurrent Spotify für jeden Song. Apple wendet ein, dass man aus den normalen Abos mehr an die Labels zahle. In den USA gingen 71,5 Prozent an die Musikunternehmen, außerhalb der USA seien es 73 Prozent. Der Industrieschnitt liege bei 70 Prozent. Sowohl Heath als auch Heidemann kritisieren, dass Apple kein Start-up mehr sei, sondern auf "einem Haufen Geld" sitze. Dennoch verlange das Unternehmen von den Labels, dass sie beim Aufbau des neuen Dienstes zu ihren Kosten helfen. "Kleine Labels werden komplett beschissen", so Heath. (br, 19.6.2015)