Kufstein/Krems/ Sankt Pölten – Wer prinzipiell gründungswillig ist, aber noch nicht die zündende Geschäftsidee hat, ist hoffentlich Student oder Studentin an der FH Krems. Das FoundersLab der Fachhochule veranstaltete nämlich im Juli letzten Jahres erstmalig (und von nun an jährlich) ein Bootcamp für Start-ups in spe. "Wir wollen möglichst früh in den Gründungsprozess eingebunden sein", sagt Florian Ruhdorfer, Leiter der Abteilung Wirtschaft und Karriere. "Dadurch erreichen wir auch viele Studierende, die sich ansonsten nicht an das Thema heranwagen würden."

Innerhalb von 101 Tagen sollen die Teilnehmer des Bootcamps zu einer Geschäftsidee finden und einen Businessplan dafür entwickeln. Highlight ist der "Pitch Trail", bei dem die Teilnehmer ihre Ergebnisse einer Jury präsentieren müssen – und zwar innerhalb von fünf Minuten.

Viel Hirnschmalz

Das erfordert viel Hirnschmalz und "Rock-Star-Verkaufskompetenzen", wie es auf der Homepage der FH steht, zahlt sich aber aus. Denn die Gewinner des Pitches dürfen nach Nizza fliegen und dort bei einem dreiwöchigen Innovations- und Start-up-Programm weiter an ihrem Konzept feilen.

An der FH St. Pölten wird mehr Vorarbeit verlangt: Dort können Studierende mit fertigen Konzepten für ein Start-up auf die Unterstützung ihrer Hochschule hoffen. Das "Pre-incubator"-Projekt der Hochschule läuft so ab: Studierende, Absolventinnen und Absolventen reichen formulierte Konzepte inklusive Lebensläufen ein. Eine Jury bestimmt, welche drei Teams zwei Semester lang vom Gründerservice der FH begleitet werden – Tipps zu den Themen Markt, Konkurrenz, Recht, Finanzierung, Vertrieb und Marketing inklusive.

Einen ähnlichen Weg, um die Gründerszene auf der Hochschule anzukurbeln, geht Kufstein: Dort findet jedes Jahr ein "Ideenwettbewerb" statt. Dabei sollen die Teilnehmer ihre Einfälle anhand von Fragen (Was ist die Idee? Mit welchen Problemen rechnet ihr?) niederschreiben. Eine Jury aus Professoren und Vertretern aus der Wirtschaft entscheidet über die Umsetzbarkeit.

Möge die beste Idee gewinnen!

Frank Schlick, Nadine Schachinger, Jacqueline Krenka, Karin Schnirch (von links) recyceln alte Gegenstände.
Foto: Ho


Mit viel Nostalgie zur Business-Idee: "Recycled memories" macht aus alten Dingen neue

Wenn aus dem umgesägten Baum eine formschöne Schale wird, aus alten Band-T-Shirts eine Tagesdecke, aus Büchern eine Küchentheke, dann waren Karin Schnirch und ihr Team am Werk. "Auch alte Gegenstände haben einen emotionalen Wert für uns. Warum sollten wir sie also wegwerfen?", dachten sich die vier Multimediaart Studierenden der FH Salzburg – und so entstand aus Konsumkritik und Nostalgie die Idee zu "recycled memories".

Damit auch jeder noch so ausgefallene Wunsch erfüllbar ist, haben sich die vier ein Kollektiv ganz unterschiedlicher Professionisten zusammengesucht – vom Drechsler über die Schmuckdesignerin bis hin zum Tierpräparator ist alles dabei.

Sobald das Studium abgeschlossen ist, will das Team seine Idee, die im Februar beim österreichweiten i2B-Wettbewerb ausgezeichnet wurde, dem Realitätscheck unterziehen. "Wir machen uns nicht die Illusion, dass wir davon leben können", sagt Schnirch. "Es wird wohl ein Herzensprojekt bleiben."

Sein erstes Geschäftslokal in der Halleiner Altstadt richtete das Start-up übrigens, ganz konsequent, ausschließlich mit alten Gegenständen ein. Was sich dabei herausstellte: Aus einem alten Baum kann bei Bedarf durchaus auch ein passabler Couchtisch werden.

Elisabeth Müller (li.) und Brigitte Nussbaumer (re.), Absolventinnen der FH Wels, gründeten "Blocksatz".
Foto: Roland Froschauer

Technik für Otto Normalverbraucher: Das "Blocksatz"-Duo übersetzt Gebrauchsanleitungen

"Wir sehen uns als Übersetzerinnen zwischen Mensch und Technik", sagt Elisabeth Müller. Sie und Brigitte Nussbaumer, ehemals Kommilitoninnen an der Fachhochschule Wels, gründeten vor einem Jahr die "Blocksatz OG". "Wir haben bemerkt, dass es wenig verständliche Gebrauchsanleitungen gibt."

In ihrem Studium "Produktdesign und technische Kommunikation" lernten sie, genau solche zu schreiben, so die Gründungsidee.

Das erste Produkt war eine Bedienungsanleitung für ein Seniorenhandy. Es folgten reihenweise Videotutorials, Bildanleitungen, anschauliche Produktbeschreibungen und Online-Hilfen. Mittlerweile hat das Duo neben den "Übersetzungen" auch Softwaredokumentation, Beratung und Usability-Tests im Sortiment. "Wir sehen uns an, wo es bei der Verständlichkeit hakt."

Das nächste Ziel der Frauen: eine Applikation, die Online-Übersetzungen ermöglicht. "Schön wäre auch, wenn uns Kunden schon in der Produktentwicklung mit einbinden würden. Denn in diesem Stadium fängt das Vermittlungsproblem oft an", sagt Müller.

Und was war für sie die besondere Herausforderung beim Gründen? "Dass man nie mit einem geregelten Einkommen rechnen kann", sagt Müller. Und würde s ie den Schritt noch einmal wagen? "Auf jeden Fall."

Bernhard Trinnes, Simon Stürz, Lukas Mayerhofer, Simon Hönegger (v. li.): "Komfort auf Knopfdruck".
Foto: Christian Stachowitz

Ein Knopf für alles: "Guh" vernetzt alle Geräte im Haushalt

Nach Hause zu kommen, in ein geheiztes Wohnzimmer, wo bereits der Lieblingssound läuft: "Wer wünscht sich das nicht?", fragt Simon Hönegger.

Der Absolvent der FH Technikum Wien entwickelte gemeinsam mit seinem Exstudienkollegen Bernhard Trinnes "Guh", eine Art hochintelligenten Schalters, mit dem sich sämtliche Utensilien im Haushalt automatisch steuern lassen. "In der Früh passen sich die Lamellen sukzessive dem Stand der Sonne an", werben Hönegger und Trinnes.

Die Idee für "Guh" kam den beiden Technikern nach einem gemeinsamen Auslandssemester in Südkorea, "wo Assisted Living bereits weit fortgeschritten ist". Sie initiierten eine Open-Source-Software, die mehrere Maschinensprachen beherrscht, und holten Programmierer Simon Stürz, ebenfalls einen Absolventen der FH Technikum, und Lukas Mayerhofer, einen Absolventen der FH Hagenberg, ins Boot.

Das Start-up wurde vom Gründerservice Inits unterstützt – und steht mittlerweile kurz vor dem Markteintritt. Zeit, im Wohnzimmer ihre Lieblingssongs zu hören, bleibt den vieren derzeit also kaum. Wach sind sie meist schon, bevor die Sonne richtig aufgeht. Hönegger: "Wir arbeiten 70 Stunden pro Woche und leben am Existenzminimum."

Aber: "Es macht Spaß, und wir lernen unglaublich viel." (Lisa Breit, 22.6.2015)