Wien – Wirtschaftskammer und Gewerkschaft liefern sich weiter ein Match zum Thema Arbeitszeitflexibilisierung. Nachdem die Gewerkschaft der Privatangestellten diese Woche die 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich gefordert hatte, legte WKO-Präsident Christoph Leitl am Donnerstag eine Umfrage vor, laut der die Arbeitnehmer den Ideen einer Arbeitszeitverkürzung skeptisch gegenüberstünden. Abgefragt wurde vom Meinungsforschungsinstitut Market freilich die Einstellung zu einer 30-Stunden-Woche, weil diese Forderung zuletzt von der Wiener SPÖ erhoben wurde. Die Hälfte der Befragten stimmte der Aussage "das Unternehmen müsste sparen und versuchen, dieselbe Arbeit in weniger Zeit unterzubringen, sodass der Stress steigt" sehr zu. Ein Drittel macht sich laut Market-Chef Werner Beutelmeyer Sorgen um die Wettbewerbsposition der eigenen Firma.

Auch einer Verteuerung von Überstunden – ebenfalls eine Forderung der Gewerkschaft – könne eine Mehrheit nichts abgewinnen, meint Beutelmeyer. Leitl erhofft sich bei dem von der Regierung für Juli geplanten Arbeitsmarktgipfel nun "konkrete Ergebnisse" bei der Flexibilisierung.

Die GPA übte am Donnerstag Kritik an der Kammerumfrage. Die abgefragte 30-Stunden-Woche sei nicht Gewerkschaftsforderung, daher könne die Frage nicht auf die 35-Stunden-Woche umgelegt werden. Dass die Arbeitnehmer generell zu mehr Flexibilität bereit seien, decke sich hingegen mit den Erfahrungen der GPA-Befragungen. (red, 19.6.2015)