Rund ein Jahr ist es her, da hat Google erstmals Android TV der Öffentlichkeit präsentiert. Doch damit verfügbare Hardware blieb zunächst dünn gesät. Allein Google selbst lieferte mit dem Nexus Player ein entsprechendes Gerät, das nicht zuletzt dazu dienen sollte, Erfahrungen zu sammeln und Android TV den nötigen Feinschliff zu verpassen.

Sony ist da

Nun ist diese Probephase unwiderruflich vorbei: Mit Sony stellt sich einer der größten Fernseherhersteller hinter Android TV. Die ersten entsprechenden Geräte sind seit kurzem im österreichischen Handel erhältlich, weitere Modelle sollen in den kommenden Monaten folgen. Im Rahmen einer Produktvorführung hatte der STANDARD die Chance einen ersten Blick auf die entsprechenden Fernseher zu werfen, und dabei vor allem die darauf befindlich Android-TV-Implementation unter die Lupe zu nehmen. Und dabei zeigt sich: Sony hat hier so manche durchaus interessante Erweiterung vorgenommen.

Sony stattet fast alle seine 2015er-Fernseher mit Android TV aus.
Foto: Andreas Proschofsky / STANDARD

Die Kern-Oberfläche präsentiert sich dabei zunächst so, wie man es auch von anderen Android TV-Geräten gewohnt ist. Kein Wunder – lässt doch Google in dieser Hinsicht keinerlei Modifikationen zu. Es gibt also wieder das bekannte Kartendesign, eine recht zuverlässig funktionierende Sprachsteuerung, sowie einen Homescreen, der Videos aus unterschiedlichsten Quellen sowie Apps und Spiele zum Schnellzugriff bietet.

Extras

Sony fügt all dem allerdings noch zwei neue Spalten hinzu: Die eine wird für "empfohlene Apps" genutzt, die Auswahl nimmt dabei Sony vor. Direkt darunter befindet sich eine Liste mit den unterschiedlichen TV-Eingängen, auf die also in dieser Ansicht schnell gewechselt werden kann. Die Anzeige von Fernsehinhalten innerhalb von Android TV ist derzeit nicht implementiert, dies könnte aber mit einem späteren Softwareupdate folgen, ist doch schon vor einiger Zeit durchgesickert, dass Google an entsprechenden Funktionen arbeitet.

One Flick

Eine Sony-spezifische Erweiterung ist, dass über "One-Flick" während dem Fernsehen eine Zeile mit Schnellzugriff auf Videos aus unterschiedlichsten Quellen eingeblendet werden kann. Hier werden all jene Apps herangezogen, die auf Android TV installiert wurden, also kann etwa dann schnell auf ein Youtube-Video oder ein Fotos aus der eigenen Bildersammlung gewechselt werden.

One-Flick ist eine der Sony-spezifischen Erweiterungen für Android TV.
Sony

Sony betont die zentrale Stellung, die Android TV im Konzept der neuen Fernseher einnimmt. Es soll nicht einfach neben einem eigenen Kernsystem laufen, sondern sämtliche Aufgaben übernehmen. Also wurden selbst Sendersuchlauf und diverse TV-Einstellungen für Bild und Ton direkt in Android TV implementiert. Auch ein progammierbarer Ein- und Ausschalttimer wurde dem Betriebssystem angefügt.

Apps

In der Softwareausstattung fällt ebenfalls die eine oder andere Besonderheit auf: Da wären zunächst einmal Sonys eigene Apps für Fotos, Videos, Musik und Foto-Sharing, die übrigens auch Zugriff auf lokale Inhalte und Netzwerk-Shares ermöglichen. Vor allem aber liefert Sony eine App mit, die es sonst auf Android TV bisher noch nicht gibt: Amazon Instant Video. Übrigens eine jener Apps, die bereits die volle 4K-Auflösung der Fernseher nutzen, eine zweite ist das ebenfalls vorinstallierte Netflix.

X1

Die nötige Rechenkraft für all dies – sowie die automatische Optimierung der Bildqualität – liefert Sonys eigener X1 Prozessor. Dieser unterstützt zudem zahlreiche Videocodecs, dazu gehören unter anderem H.265 und VP9. Zweiteres ermöglicht etwa 4K-Videos von Youtube zu streamen.

Auswahl

Die Zahl der in Österreich für Android TV verfügbaren Apps gibt man derzeit mit 700 an – Tendenz stark wachsend. Dazu kommt natürlich noch die integrierte Unterstützung von Google Cast, es können also direkt Inhalte von Tablet, Smartphone oder Desktop an den Fernseher geschickt werden. Dabei schaltet sich der TV bei Bedarf selbst ein, und wechselt auf den richtigen Kanal.

Umsetzung

Das Interface von Android TV reagiert auf den Sony-Geräten durchaus flink, wenn auch ein gewisses Mikroruckeln bemerkbar ist. Eventuell hängt dies aber damit zusammen, dass die Geräte derzeit noch nicht auf der aktuellsten Android-Generation laufen: Wo der Nexus Player schon vor einigen Wochen auf Android 5.1.1 angekommen ist (das einige Performance-Schwachstellen behoben hat), ist auf den Sony-Fernsehern aktuell noch Android 5.0.2 zu finden. Ein entsprechendes Update soll folgen, auch wenn man sich hier auf keinen fixen Zeitpunkt festlegen will. Auch lässt man offen, wie lange die Fernseher mit Updates für Android TV versorgt werden. Ziel sei es aber hier neue Versionen zu liefern, "so lange es die Hardware zulasse". Eine fixes Versprechen ist dies freilich nicht – was bei solch teuren Geräten eigentlich durchaus erwartet werden könnte.

Adlerauge

Wer genau schaut, wird zudem bemerken, dass die Android-TV-Oberfläche selbst noch nicht mit 4K auf den Sony-Geräten läuft, sondern "nur" Full-HD bietet. Da das Kern-UI unter der Verantwortung von Google steht, muss man hier wohl auf den Android-Hersteller warten. Apropos Zukunft. Die Möglichkeit für USB Harddisk Recording soll mit einem Update Ende Juli nachgereicht werden.

Sideloading und Co.

Und noch ein Absatz für jene, die gerne basteln: Der Developer Modus ließ sich auf einem der Vorführgeräte zwar aktivieren, die gewohnten Einträge in den Einstellungen wurden dadurch aber nicht sichtbar. Damit lässt sich also auch nicht so einfach ein Debugging-Modus aktivieren. Trotzdem ist es auch bei den Sony-Geräte mithilfe eines kleinen Tricks möglich, Pakete jenseits des Play Stores zu installieren.

Preisrahmen

Android TV wird auf sämtlichen 4K-Fernsehern in Sonys 2015-er TV-Lineup ausgeliefert. Zudem wird auch der Großteil der Full-HD-Geräte mit Googles System ausgestattet sein, lediglich die kostensgünstigeren W70C und R5C-Linien sollen mit einer klassischen Smart-TV-Lösung ausgeliefert werden. Die Preise für die verfügbaren Android-TV-Geräte sind weitgehend in oberen Preisklasse angesiedelt . Sie reichen von 869 Euro für das kleinste W75C-Modell bis zu "ab 4.499 Euro" für die 4K X94C/X93C-Geräte, die auch mit "High Resolution Audio" und starken eingebauten Boxen aufwarten können. (Andreas Proschofsky, 18.6.2015)