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Bundeskanzler Werner Faymann.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Schon viele Jahre ist es her, dass mir bei einer Wahlveranstaltung im Haus der Begegnung in Liesing eine junger, smarter Bursche aufgefallen ist, der sich an die lokalen Machthaber wie Bezirksvorsteher, Gewerkschaftsfunktionäre und überhaupt an alles, was ein bisschen nach Macht gerochen hat, herangepirscht hat. Ein für mich – auch in ähnlicher Alterskategorie, so Mitte, Ende 20 – doch etwas auffälliges Verhalten, das mein Interesse weckte. Ich erfuhr, dass es sich dabei um den "Werner" handelt, einen aufstrebenden Jungpolitiker aus dem Bezirk, ein wirkliches Talent, aus dem noch was werden wird. Er ist Bundeskanzler geworden. Und an den habe ich heute nur eine einzige Bitte.

Veränderung als Herausforderung

Die SPÖ ist eine Partei, welche immer mehr von Personen repräsentiert wird, die Veränderungen offenbar als existenzielle Bedrohung empfinden. Die vielmehr von der guten schönen Zeit in den 70ern schwärmen, als Bruno Kreisky vermeintlich noch alle Probleme löste und Perspektiven gab. Es fehlt die Bereitschaft dazuzulernen, Veränderungen wahrzunehmen und die Zukunft nicht als Bedrohung, sondern als Herausforderung zu betrachten. Auch zu erkennen, dass ein bestimmter Zeitpunkt erreicht ist, wo man primär aus Verantwortung für andere – aber auch für die eigene Entwicklung – eine Veränderung zulassen und akzeptieren muss.

Ein Aufenthalt in Kuba hat – wenn auch vielleicht etwas weit hergeholt – einige Assoziationen wachgerufen. Vornehmlich ältere Herren aus einer politischen Kaste können nicht loslassen und möchten ob ihrer vergangenen Heldentaten weiterhin gefeiert werden, ohne zu erkennen oder sogar bewusst in Kauf nehmend, dass mit ihrer Kaste ein ganzes Land auseinander fällt.

Die Jungen ans Ruder

Wäre es nicht einfacher, jungen, in der Regel besser ausgebildeten, sprachgewandteren, weltoffeneren und kreativeren Menschen, die mit den Anforderungen der heutigen Zeit und den globalen Zusammenhängen besser zurecht kommen, die Geschicke zu überlassen? Wie erfrischend ist doch der junge Außenminister Sebastian Kurz. Auch wenn er bei Weitem nicht in Schlagweite meiner politischen Überzeugungen liegt, ist er mir allemal lieber als ein phrasendreschender, verbrauchter, eindimensional denkender und agierender Altpolitiker.

Inhalte und Überzeugungen

Von der großen Anziehungskraft der SPÖ bin ich aufgrund der Inhalte und programmatischen Ausrichtung nach wie vor überzeugt. Unbedingte Voraussetzung dafür ist aber die Ausschöpfung der personellen Ressourcen, der damit verbundenen Potenziale, einhergehend mit einer völligen Neuausrichtung. Zu einer Partei, die sich dann wieder ob ihrer Inhalte und Überzeugungen selbstbewusst präsentiert und sich nicht mehr panisch von der rechten Hetze fürchtet und vorantreiben lässt – geschweige denn, mit einer FPÖ verbünden muss.

Daher abschließend der dringende Appell an den Werner: Mach doch endlich Platz bevor dich die Rechten von der politischen Bühne hinunterstoßen, noch mehr kaputt geht und irreparable Schäden sowohl in der Partei und als auch im Land eintreten. Und reiche diesen Appell doch bitte auch an den Michl, den Pepi, den Charlie und die weiteren altvorderen Genossen weiter. (Wolfgang Schmitzer, 19.6.2015)