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Daniel Ricciardo lächelt seine Sorgen weg.

Foto: EPA/Pichette

Wien – Eine Situation, in der Daniel Ricciardo nicht zumindest lächelt, ist nur schwer vorstellbar. Vermutlich verlässt den Mann nicht einmal dann der Frohsinn, wenn Helmut Marko Witze zu erzählen beginnt, oder wenn sich wieder einmal ein Motor von Renault in seine Bestandteile auflöst. Gilt es einen Sponsor von Red Bull Racing – in diesem Fall den Fruchtsafthersteller Rauch – zu promoten, ist Ricciardo ohnehin von unschlagbarer, geradezu ansteckender Fröhlichkeit. Und steht er dann noch neben seinem russischen Teamkollegen Daniil Kwjat, einem je nach Sichtweise verschüchterten oder auch nur gelangweilten, jedenfalls aber völlig schmähstaden Burschen von 21 Jahren, dann wirkt der 25-jährige Australier noch einmal um eine Ecke lockerer.

Dabei hätte Ricciardo allen Grund ein bisschen unlocker zu sein. Im Vorjahr, zum Comeback-Grand-Prix von Österreich, war er nach seinem ersten Triumph in der Königsklasse, als frischgebackener Sieger von Montreal, gereist. Und als angehende Nummer eins in einem Team mit dem vierfachen Weltmeister Sebastian Vettel. Nachdem sich der Deutsche zu Ferrari verabschiedet hat, kam Ricciardo diesmal als unbestrittene Nummer eins von Red Bull nach Österreich – nach einem deprimierenden 13. Platz in Montreal. In den sechs Saisonrennen davor war er wenigstens in die Punkteränge gekommen, das Podium war aber für den Sieger von insgesamt drei Rennen stets außer Reichweite gewesen.

Der Offenbarungseid

Ausgerechnet beim zweiten Heim-Grand-Prix am Sonntag droht Red Bull der sportliche Offenbarungseid, droht das erste punktelose Rennen seit März 2014, als Vettel in Australien ausgeschieden und Ricciardo nach Platz zwei disqualifiziert worden war.

Ricciardo und Kwjat kommen mit dem jeweils vierten Motor ins Steirische. Damit ist das Ende der Reglementfahnenstange erreicht, obwohl nicht nicht einmal die Hälfte der Saison vorüber ist. Jeder weitere Wechsel des Motors oder einer seiner Hauptkomponenten wird mit der Rückversetzung in der Startaufstellung des jeweiligen Rennens bestraft.

Ricciardo bestätigte am Mittwoch in Wien, natürlich mit einem Lächeln auf den Lippen, dass bei Red Bull ernsthaft überlegt wird, für beide Autos den Wechsel auf Nummer fünf in Österreich vorzunehmen. Angesichts der hohen Standfestigkeit der Spitzenautos wäre das, einen derzeit zum Leidwesen der Zuseher durchaus wahrscheinlichen normalen Rennverlauf vorausgesetzt, gleichbedeutend mit freiwilliger Punktelosigkeit.

Gerade ist out

Just die kurze Strecke des Red Bull Rings mit ihren nur neun Kurven kommt Dietrich Mateschitz' Team in der derzeitigen Verfasstheit so gar nicht entgegen. Anders verhält es sich zwei Wochen später mit Silverstone, vor allem aber mit dem Hungaroring nächst Budapest, auf dem am 26. Juli mehr die Straßenlage gefragt ist. Dort mit sozusagen frischen Motoren einen guten Startplatz herauszuholen, ist der kleine Hoffnungsschimmer.

Ein großer Hoffnungsschimmer für Ricciardo, der da und dort schon zu Protokoll gab, dass er in seinem Alter nicht mehr all zu lange auf durchschlagende Erfolge warten könne, ist die Kunde, dass sich Red Bull wieder Ferrari als Motorenlieferant anlachen könnte. Diesbezügliche Gespräche sollen bereits in Kanada stattgefunden haben. Renault soll zudem nicht auf seinen noch für 2016 geltenden Vertrag bestehen.

Selbst wenn die Scuderia einem direkten Konkurrenten nicht allererste Antriebsware lieferte, käme Ricciardo wohl aus dem Frohlocken nicht mehr heraus. (Sigi Lützow, 17.6.2015)