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Gazprom und die OMV rücken näher zusammen.

Foto: reuters/zmeyev

Wien / Sankt Petersburg – Vergangene Woche gab es Gerüchte, wonach die OMV mit der russischen Gazprom die Wiederbelebung des Nabucco-Projekts einer Pipelineverbindung von der Türkei durch die Balkanstaaten bis vor die Tore Wiens versuche. Das dürfte in einigen Kreisen bis vor zwei, drei Monaten tatsächlich diskutiert worden sein, bevor man davon wieder abrückte. Eine engere Zusammenarbeit mit Österreichs wichtigstem Gaslieferanten – Russland – wird jedenfalls versucht.

Donnerstagnachmittag soll am Rande des Wirtschaftsforums in St. Petersburg von OMV und Gazprom ein Memorandum of Understanding (MoU; Absichtserklärung) unterzeichnet werden, erfuhr der STANDARD aus gut informierten Kreisen. Eine "weitreichende Zusammenarbeit" sei angedacht.

Gemeinsame Explorationsprojekte

So soll die Kooperation neben dem Bau von Pipelines auch gemeinsame Explorationsprojekte in Russland zum Inhalt haben. Sollte sich dieses Vorhaben materialisieren, wäre es das erste Mal seit vielen Jahren, dass sich Österreichs größtes Unternehmen an einem Explorationsprojekt in Russland direkt beteiligt. Beim Pipelinebau sei ausdrücklich nicht Nabucco gemeint. Von der OMV gab es dazu am Mittwoch keinen Kommentar.

Für die OMV soll Manfred Leitner das MoU unterschreiben, der als OMV-Vorstand gerade die Integration der Geschäftsbereiche Raffinerie und Marketing sowie Gas and Power vorantreibt. Für Gazprom dürfte CEO Alexei Miller seine Unterschrift unter das Papier setzen. Mit dabei auch Russlands Staatspräsident Wladimir Putin und Rainer Seele, designierter CEO der OMV. Seele, der bis vor wenigen Wochen noch an der Spitze der BASF-Tochter Wintershall stand, tritt mit 1. Juli die Nachfolge von Gerhard Roiss (63) an, der nach internen Querelen und einem heftigen Streit mit Teilen des früheren Aufsichtsrats Ende Juni vorzeitig den Chefsessel räumt.

Auch wenn es sich nur um eine Absichtserklärung handelt: Die Annäherung zwischen OMV und Gazprom ist insofern brisant, als Russland wegen der Unterstützung von Aufständischen im Osten der Ukraine und der völkerrechtswidrigen Annektierung der Halbinsel Krim nach wie vor mit Sanktionen aus dem Westen belegt ist. Proteste aus Brüssel wegen des Vorstoßes der OMV dürften nicht ausbleiben.

Putin will am Freitag Tsipras treffen

Beim 19. Internationalen Wirtschaftsforum in Sankt Petersburg, das von Donnerstag bis Samstag in der früheren Zarenmetropole und Geburtsstadt Putins stattfindet, werden nach offiziellen Angaben mehr als 7000 Gäste aus 114 Ländern erwartet. Neben dem Gründer des Online-Shops Alibaba, Jack Ma, haben sich auch der frühere italienische Premier und EU-Kommissionspräsident Romano Prodi, der deutsche Exkanzler Gerhard Schröder und der frühere britische Premier Tony Blair angekündigt. Am Freitag will Putin Griechenlands Präsident Alexis Tsipras in Sankt Petersburg treffen. (Günther Strobl, 18.6.2015)