Künstlerische Darstellung der leicht staubigen Mondexosphäre: Die weißen Ringe repräsentieren einschlagende Staubpartikel, der stärkste Materialauswurf findet in der rot hinterlegten Region statt.

Illu.: Daniel Morgan/Jamey Szalay

Boulder/Wien – Am 21. Juli jährt es sich zum 46. Mal, dass Menschen erstmals den Mond betraten. Unser Satellit ist nicht nur das bislang einzige fremde Himmelsobjekt, dem der Homo sapiens einen direkten Besuch abstattete, sondern mit Sicherheit auch das am besten erforschte. Und doch birgt er nach wie vor unzählige Rätsel.

Nun konnte ein internationales Forscherteam um Mihaly Horányi von der University of Colorado Boulder erstmals ein Phänomen nachweisen, über das zwar seit Jahrzehnten immer wieder spekuliert wurde, dessen Existenz aber bislang stichhaltiger Beweise entbehrte: Der Mond ist von einer permanenten asymmetrischen Staubwolke umgeben.

Derartige Wolken sind zwar bereits aus der Umgebung von Eismonden um Jupiter und Saturn bekannt, konnten jedoch bislang noch nie um Objekte mit staubigen Oberflächen beobachtet werden. Dabei dürften sie bei Letzteren sogar häufig vorkommen, wie die Wissenschafter im Fachblatt "Nature" berichten.

Aufschlussreiche Daten

Ihre Entdeckung machten Horányi und Kollegen bei der Auswertung von Daten der Ladee-Mission der Nasa, die von Oktober 2013 bis April 2014 Atmosphäre und Staub des Mondes untersuchte. Die Instrumente der unbemannten Sonde registrierten in diesem Zeitraum rund 140.000 Einschläge kleiner Staubpartikel (größtenteils von Kometen) auf der Mondoberfläche.

Durch deren Aufprallgeschwindigkeit werden jeweils tausende kleinere Staubkörnchen emporgeschleudert und nähren so eine Wolke, deren Dichte variiert: Während Meteorströmen (insbesondere zur Zeit der jährlichen Geminidenschauer) ist der Mond am dichtesten eingehüllt.

Apollo-Rätsel ungelöst

Erste Hinweise auf eine mögliche lunare Staubwolke lieferten übrigens schon in den 1960ern Aufnahmen der Nasa, auf denen ungewöhnlich helle Leuchterscheinungen während des Sonnenuntergangs auf dem Mond zu sehen waren. Bald darauf berichteten auch Astronauten der Nasa-Missionen Apollo 15 und Apollo 17 von unerwarteten Leuchtereignissen am Mondhorizont kurz vor Sonnenaufgängen.

Die These, Staubwolken um den Mond wären die Ursache des Phänomens, konnte aber von nachfolgenden Missionen nicht bestätigt werden, sie wird bis heute kontrovers diskutiert. Daran dürfte auch die aktuelle Entdeckung nichts ändern: Denn die nun erstmals beschriebene Wolke befinde sich zu nahe an der Mondoberfläche und weise eine viel zu geringe Dichte auf, um die historischen Beobachtungen erklären zu können, heißt es in der Studie. (David Rennert, 17.6.2015)