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Ein Zeltlager für Asylwerber in Linz

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Memes wie dieses kursieren auf Facebook und sorgen für aufgepeitschte Stimmung

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Die Diskussion über aktuelle politische Themen wandert zusehends ins Netz. Soziale Medien wie Facebook ersetzen für viele Menschen klassische Nachrichtenorganisationen, man vertraut auf Informationen, die von Bekannten und Gleichgesinnten geteilt werden. Demokratiepolitisch kann diese "Filterblase" - die Facebook zwar dementiert, Forscher aber klar bewiesen haben – verheerende Auswirkungen haben, etwa wenn Falschinformationen die Runde machen.

Desinformation

Gut ersichtlich ist das beim Thema Asyl, zu dem zahlreiche sogenannte Memes (meistens in Form von Bild-/Text-Kombinationen) kursieren. Werden deren Angaben und Aussagen überprüft, bleibt am Ende wenig übrig, wie ein Faktencheck von orf.at zeigt: Ein oft geteiltes Meme gibt etwa an, Asylwerber mit sechs Kindern würden 3.355,96 Euro erhalten – viel mehr als eine österreichische Familie. Was nur wenige wissen: Das Bild entspringt der "Arbeitsgemeinschaft für demokratische Politik", die wegen ihrer rechtsextremen Gesinnung schon im Visier des Verfassungsschutzes war.

Die Zahlen entbehren jeglicher Grundlage, denn Asylwerber bekommen ein Taschengeld von 40 Euro monatlich. Kümmern sie sich selbst um ihre Unterkunft, erhöht sich das auf 240 Euro monatlich, der Erwachsene erhält 200 Euro, alle Minderjährigen 90 Euro. Insgesamt kommt man – mit Schulgeld und Fahrtgeld – laut orf.at auf 1.217 Euro, während eine österreichische Familie (mit Durchschnittsgehalt) auf rund 2.500 Euro – also das Doppelte – kommt.

Negativspirale

Für zahlreiche negative Kommentare sorgte auf Facebook auch ein Zwischenfall in einem Asylwerber-Zeltlager in Linz. Die Krone berichtete beispielsweise davon, dass Asylwerber Polizisten mit Essen bewarfen und randalierten. Tatsächlich hatte sich ein psychisch kranker Asylwerber über das Abendessen (zwei Semmeln, ein Stück Obst) beschwert. Drei bis vier andere Männer hätten seinem Protest zugestimmt und ihre Mahlzeit ebenfalls zu Boden – nicht auf Polizisten – geworfen, zitiert der ORF die Landespolizeidirektion Linz.

Feige Männer?

Ein weiteres Meme, das oft geteilt wurde, zeigt vier Asylwerber, die mit einem Schild posieren: "Wir machen uns Sorgen um unsere Kinder im Krieg in Syrien". Der Ersteller des Meme schreibt darunter: "Warum seid ihr feigen Dreckschweine denn ohne sie abgehauen???" Tatsächlich ist das eine infame, boshafte Unterstellung: Ehemänner und Väter werden vorausgeschickt, da der Weg nach Europa lebensgefährlich ist. Frauen und Kinder können Opfer von Vergewaltigungen werden oder verfügen nicht über die notwendige Energie, um die Überfahrt zu schaffen.

Skepsis angebracht

Das Meme wurde unter anderem von der FPÖ-Bezirksorganisation Graz-Liebenau geteilt. Der dortige Bezirksvorsteher meinte allerdings, das "stammt sicher nicht von uns". Der Ursprungsort des Memes ist nicht eindeutig identifizierbar. Der Faktencheck zeigt jedenfalls, dass Informationen auf Facebook nicht für bare Münze zu nehmen sind – und starke Skepsis angebracht ist, wenn die Nachricht sich populistisch gegen eine Minderheit richtet. Der Faktencheck von orf.at gehört übrigens zu den meistgeteilten Geschichten der vergangenen Monate, die Social Media-Nachrichtenseite 10.000Flies zählt etwa über 25.000 Shares auf Facebook. (fsc, 17.6.2015)