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Foto: APA/Barbara Gindl

Pro
von David Krutzler

Ob vernünftig oder nicht, ist hier nicht die Frage. Aber es hat schon etwas Puristisches, wenn du genau das kriegst, wofür du trainierst: Schweiß. Wenn du in der flirrenden Hitze schon nach wenigen Minuten mitbekommst, wie sich ein Tropfen auf der Stirn bildet, sich zur Nasenspitze vorarbeitet, ehe er auf den Boden prallt.

Wenn diese zeitliche Abfolge schneller und schneller wird. Wenn du schon pitschnass, aber immer noch halbwegs fit bist. Dann der Moment, wenn du den warmen Gegenwind als Abkühlung empfindest. Und dann die Frage, wo diese zwei Liter Wasser genau Platz haben, die du dir innert weniger Augenblicke hinunterkippst.

Pervers? Möglicherweise. Augenverdrehern sei freilich gesagt, dass es wie in so vielen Dingen im Leben auf den Standpunkt ankommt. Im kalifornischen Death Valley in der Mojawe-Wüste nahe Las Vegas hat es sommers mehr als 50 Grad. Im Sommer steigt auch der "Badwater Ultramarathon": 217 Kilometer, 4000 Höhenmeter, kein Preisgeld, alle Läufer innerhalb von 60 Stunden erhalten eine Urkunde. Wie viele Gallonen man wohl da verschwitzt?

Kontra
von Petra Stuiber

Zu seiner Verteidigung sei gesagt: Der Nachbar ist ja noch so jung! Er ist fit wie ein Turnschuh, und da hat einer halt leicht schreiben. Wir waren alle mal so und wollten nur spielen: Frau erinnert sich zum Beispiel an jene Sommer im vorigen Jahrtausend, als wir feierten bis in die Puppen und in der Früh gleich nach Schönbrunn weiterfuhren, um auf die Gloriette zu keuchen, und dann - ab in die Redaktion.

Heute ist daran nicht einmal im Ansatz zu denken. Kopfweh, Mattigkeit, ein höchst verstimmter Magen bestimmen meine sommerliche Post-Feier-Verfassung. Das Schlimmste am Älterwerden ist freilich, dass es gar keine Exzesse mehr braucht, um von der Hitze k. o. geschlagen zu werden. Die 30-Grad-Marke bildet mittlerweile eine natürliche Barriere zwischen der Prater Hauptallee und mir.

Macht aber nix, zum Glück gibt's Alternativen: Skaten auf der Donauinsel, Längenschwimmen im Stadionbad, Radfahren auf dem Treppelweg. Da bleibt dann noch genug Atem und Empathie, um die armen Wahnsinnigen zu bedauern, die sich laufend einen Hitzschlag holen. (RONDO, 19.6.2015)