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Die Nachfolger Gregor Gysis, Dietmar Bartsch (li.) und Sahra Wagenknecht (re.) am Parteitag der Linkspartei in Bielefeld Anfang Juni.

Foto: EPA/OLIVER BERG

Bis zum 13. Oktober ist eigentlich noch jede Menge Zeit. An diesem Tag wird im Deutschen Bundestag die Fraktionsspitze der Linkspartei neu gewählt. Doch sicherheitshalber hat die Linke schon am Montag - also vier Monate vor der Wahl - die beiden Kandidaten nominiert. Sicherheitshalber, weil man sich über den Sommer eine ausufernde Personaldebatte ersparen möchte.

Künftig wollen Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch die Linksfraktion im Bundestag führen. Der Wechsel ist nötig, weil der jetzige Fraktionsführer, Gregor Gysi, vor einigen Tagen am Parteitag der Linken angekündigt hat, ab Herbst nicht mehr zur Verfügung zu stehen.

Eine Rolle spielen gesundheitliche Gründe. Der 67-Jährige hat bereits drei Herzinfarkte und eine lebensbedrohliche Gehirnoperation überstanden. Er selbst hatte erklärt, jetzt für die jüngere Generation Platz machen zu wollen. Unausgesprochen blieb dabei, dass Gysi auch die Nase von den ewigen Streitereien zwischen den Parteiflügeln ziemlich voll hat.

Gysi folgt nun ein recht ungleiches Duo nach. Wagenknecht (45) ist derzeit eine Stellvertreterin Gysis in der Fraktion. Die Ehefrau von Ex-SPD- und Ex-Linken-Chef Oskar Lafontaine vertritt den linken Flügel der Partei und lehnt Regierungsbeteiligungen in Koalitionen mit der SPD ab. Bartsch (57) ist der zweite Stellvertreter, er vertritt die Pragmatiker, die eher zu Kompromissen bereit sind und eine Regierungsbeteiligung - auch im Bund ab 2017 - anstreben.

"Integration wird gelingen"

Am Montag, bei der Nominierung der beiden in Berlin, bemühte sich Linken-Chef Bernd Riexinger, die Tatsache, dass Wagenknecht und Bartsch einander nicht sehr grün sind, herunterzuspielen: "Die Fraktion und die Partei bestehen nicht nur aus zwei Flügeln. Sie sind deutlich mehr, und wir sind überzeugt, dass die Integration gelingen wird."

Koparteichefin Katja Kipping wünscht sich von allen, "sich auf die jeweils anderen einzulassen, zuzuhören und nach dem Gemeinsamen zu suchen". Im Internet hingegen kursiert schon ein Spitzname für das ungleiche Paar: "Wagenknartsch", was nach Knatsch (Ärger) klingt.

Gregor Gysi war seit der deutschen Wiedervereinigung 1990 an führender Stelle für die Linke aktiv - als Parteichef, als Fraktionschef und als Wirtschaftssenator in Berlin. Gemeinsam mit Lafontaine hat er den Zusammenschluss "seiner" ostdeutschen PDS mit der westdeutschen WASG (Wahlalternative Arbeit & Soziale Gerechtigkeit) betrieben. (Birgit Baumann aus Berlin, 15.6.2015)