Das Designerduo Meshit, Ida Steixner und Lena Krampf.

Foto: Meshit

In der ehemaligen Bankfiliale in der Alserbachstraße sind Bierbänke aufgestellt, der Laufsteg graue Auslegware, darüber gelbe Klebstreifen. An der improvisierten Bar werden Kaltgetränke ausgeschenkt. Als das Licht ausgeht, kommen die Models hinter einem Vorhang aus silbernen Lametta-Fäden hervor, 61 Looks, von den Anfängen des Labels meshit bis heute. Am Ende des Laufstegs werkt die befreundete Band "CAN'T".

Bei Ida Steixner, 26, und Lena Krampf, bald 26, ist die Modenschau anlässlich ihres fünften Label-Geburtstages keine elitäre Sache. Hier kann jeder vorbeischauen, ohne Eintritt, ohne Einladungskarte. Das passt zur unangestrengten Attitüde der beiden Designerinnen. "Unsere Mode darf für viele Leute da sein", erklären Krampf und Steixner am nächsten Tag während der Aufräumarbeiten im Backstage-Kammerl. Alles andere würde nicht zu ihnen passen.

Modenschau anlässlich des Jubiläums "5 Jahre Meshit".
Foto: Matthias Aschauer

Die beiden wissen, was sie tun - auch wenn viele Entscheidungen bei ihnen aus dem Bauch heraus fallen. Vielleicht gäbe es sonst das Label Meshit auch gar nicht. Die Mittzwanzigerinnen, die sich mit 14 auf der Modeschule Hetzendorf kennen lernten, haben sich schon ziemlich bald nach ihrer fünfjährigen Ausbildung selbstständig gemacht. Es folgten 2011 eine Kooperation mit dem britischen Retailer Topshop, der mit 10.000 Euro dotierte Modepreis der Stadt Wien, 2013 der Produktionspreis der Wirtschaftskammer Wien, jetzt eine Departure-Förderung.

Minimalistische Streetwear

Ob sie heute den Sprung ins kalte Wasser noch einmal wagen würden? Kurzes Überlegen, dann doch Kopfnicken: "Manche Sachen muss man einfach ausprobieren." Steixner und Krampf haben seither Durchhaltevermögen bewiesen. Und auch auf einiges verzichtet. "Freunde von uns haben in den letzten Jahren Weltreisen oder Auslandssemester gemacht. Bei uns geht alles Geld ins Label." Ihre Mode? Ist minimalistische tragbare Streetwear, die dank klassischer Versatzstücke auch Kunden jenseits der Vierzig anspricht. Man könnte sagen: ein bisschen ist Meshit die österreichische Antwort auf das dänische Label Wood Wood.

5 Jahre Meshit.
Foto: Matthias Aschauer

Eine der größten Herausforderungen der letzten Jahre sei neben den Produktionsabläufen der Vertrieb, da sind sich beide einig. Im Moment hängen ihre Sachen in Wien im S/GHT Shop im siebten und bei Firis im ersten Bezirk. Und natürlich im eigenen Laden, den die beiden 2014 in der Wiener Westbahnstraße eröffnet haben. "Eine gute Entscheidung", sagen die beiden heute. Warum? Weil es sich rechne und weil sie so ungefiltertes Feedback von der Kundschaft bekämen. Trotzdem sei das mit der Mode in Wien kein Zuckerschlecken. "Es will zwar jeder, dass Mode fair produziert wird, das dann aber auch zu kaufen, steht auf einem anderen Blatt. Mittlerweile wird nur mehr der Sale abgewartet. Das ist schwierig für alle", meint Ida Steixner.

Backstage-Foto von der Show am Samstag.
Foto: Meshit

Die Ideen sprudeln bei Meshit aber immer noch. Vielleicht auch, weil Steixner und Krampf nicht zu sehr an der Mode kleben. "Wir lassen uns von unserem Umfeld inspirieren, von Szenen und Gruppen. Und wir haben einen starken Wien-Bezug." Die aktuelle Sommermode zum Beispiel ist vom Wiener Gemeindebau inspiriert. Überhaupt sind ihre Shows, ihre Kooperationen mit Street-Artist Paul Busk oder Daliah Spiegel, ihre Parties, ihre Herangehensweise getragen von der Solidarität eines dichten Freundes-Netzwerks. Das merkt man auch am Show-Abend in der Alserbachstraße: hier haben eine Menge Leute mit angepackt.

Kooperation mit Paul Busk.

Doch Steixner und Krampf stecken schon wieder in einem anderen Projekt. Sie bräuchten die Abwechslung, wollten sich weiter entwickeln, sagen sie. Der neue Clou: eine Basic-Unterwäsche-Kollektion, die im Herbst herauskommen soll und künftig immer parallel angeboten wird. Warum ausgerechnet Unterwäsche? "In Österreich gibt’s noch nicht viel schlichte Designer-Unterwäsche fernab dieser gepolsterten Teile, die so wahnsinnig erotisch sein wollen. Wir tragen selbst lieber andere Wäsche." Die beiden grinsen: "aber dass die Verarbeitung von BH-Bügeln so schwierig ist, das hätten wir nicht gedacht." (Anne Feldkamp, 15.6.2015)