Wien – Das Thema regt anscheinend immer noch auf. Bei einer Debatte des deutschen Bundestags über die Homo-Ehe kam es am Donnerstag zu einem Eklat, wie der "Spiegel" berichtet. Was war passiert?

Als der CDU-Abgeordnete Helmut Brand am Rednerpult sein Plädoyer für die Beibehaltung der Ehe ausschließlich für heterosexuelle Paare hält, rufen immer wieder Abgeordnete dazwischen, applaudieren, kommentieren. Dann erläutert Brand, für ihn beruhe die klassische Ehe auf dem Prinzip der Fruchtbarkeit, denn sie "führt nun einmal dazu, wenn auch nicht immer, leider, dass man sich fortpflanzt". Die Zwischenrufe werden lauter, einer kommt gar von der Regierungsbank.

Es ist Frank-Walter Steinmeiers Staatsminister Michael Roth (SPD), der da nicht hintanhalten kann mit seiner provokanten Frage "Und was ist mit der Bundeskanzlerin?". Angela Merkel (CDU) ist verheiratet und kinderlos.

"Sie schämen sich dafür"

Redner Brand will wissen, von wem der Zwischenruf kommt. Als er Roth als Sprücheklopfer identifiziert, befindet er: "Sie schämen sich dafür. Ich möchte Sie bitten, sich dafür zu entschuldigen." Merkel selbst ist bei der Sitzung nicht anwesend. Brand wertet den roten Einwurf als "Unverschämtheit", will eine Rüge prüfen lassen. Zwischenrufe sind im deutschen Bundestag nur Abgeordneten erlaubt, nicht jedoch Vertretern auf der Regierungsbank.

Roth erklärt später im Gespräch mit "Spiegel Online", dass er zwar "den Rahmen meines Zwischenrufs" bedaure. Zum Inhalt steht er aber: "Die Ehe dient nicht in erster Linie der Reproduktion, sondern ist das Bekenntnis zweier Menschen, dass sie lebenslang füreinander einstehen wollen. Es gibt zudem viele kinderlose Ehen, wie auch die der Bundeskanzlerin. Die Gründe dafür gehen den Staat allesamt nichts an. Die Debatte um die gleichgeschlechtliche Ehe wird mit merkwürdigen Argumenten geführt. Das wollte ich zum Ausdruck bringen", sagt der SPD-Politiker.

Neuer Schwung in der Debatte

Seit dem Ja der Iren, die sich in einem Referendum Ende Mai klar für die gleichgeschlechtliche Ehe ausgesprochen hatten, wurde die Debatte auch in Deutschland wieder neu entfacht. Grüne, Linke und SPD treten für die rechtliche Gleichstellung ein. In Österreich können sich das die SPÖ, Grüne und Neos vorstellen. (red, 12.6.2015)