Volker König spielt den unheimlichen Stalker: Ein Mann, der in einer von Menschen verlassenen Zone (die ukrainische Stadt Pripyat wurde nach der Tschernobyl-Katastrophe zur Geisterstadt) nach dem Glück fahndet.

Foto: Jakob Pfaundler

Wien - Der Begriff Utopie leitet sich aus den altgriechischen Wörtern "ou" und "topos" ab: der Nicht-Ort. Ein solcher Nicht-Ort, der dennoch auch Raum sein soll, ist die "Zone", in der das Stück "Stalker Wunschmaschine" spielt. Diese "Zone" stellt nicht nur die von Menschen verlassene ukrainische Geisterstadt Pripyat (nahe Tschernobyl) dar, sondern ist zugleich die ungreifbare Projektionsfläche für die Wünsche und Ideale derer, die an den bewohnten Orten ihr Glück nicht fanden.

In dem von Andrea Hügli inszenierten Stück, das sich an den Science-Fiction-Roman "Picknick am Wegesrand" (UdSSR 1971) der Brüder Arkadi und Boris Strugazki sowie an Andrej Tarkowskis Filmklassiker "Stalker" (1979) anlehnt, sind das ein sowjetischer Wissenschaftler (Dirk Warme) und eine Schriftstellerin aus dem Westen (Maria Hengge). Sie bedrängen den ortskundigen Stalker (sehr überzeugend: Volker König), sie zu dem legendären "Zimmer der Wünsche" zu führen, in dem angeblich zur Wirklichkeit werde, was einer sich aus tiefsten Herzen wünscht.

Den dreien stellen sich jedoch Hindernisse in den Weg, von denen nicht ohne weiteres klar ist, ob es sich um innere Hemmungen oder um äußere Widerstände handelt. Bewegt sich Stalker aus Angst vor den Militärs, die das Gelände bewachen, so langsam oder einfach deshalb, weil er nicht gerne hetzt? Und spricht die Schriftstellerin wirklich von sich selbst oder hat sie bloß Angst vor dem Missbrauch des "Zimmers der Wünsche" durch andere, wenn sie fragt: "Wie soll ich wissen, ob das, was ich wünsche, wirklich wünschenswert ist?"

Überzeugende Performance, ermüdende Philosopheme

Trotz des kargen Bühnenbildes (sechs metallene Tische, die von den Schauspielern selbst verschoben werden), gelingt es dem Ensemble, dieses Changieren zwischen Innenwelt und Außenwelt plastisch darzustellen. Das verdankt sich vor allem dem ausdrucksstarken Spiel Volker Königs, der inszenatorisch gut umgesetzten Einbeziehung des Publikums und einer bedachtsamen Abstimmung von Licht-, Ton- und Video-Effekten.

Weniger stimmig wirkt dagegen das Arrangement der Dialoge. Diese gleichen zuweilen einer krampfhaften Aneinanderreihung philosophischer Phrasen, durch die kein echter Austausch mehr zustande kommt. Vielleicht hat es die Regisseurin Andrea Hügli aber auch mit Absicht darauf angelegt: Um zu demonstrierten, dass die Verständigung aufhört, wo jeder seinen privaten Träumen hinterherjagt. (Franz Schörkhuber, 11.6.2015)