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Treffpunkt Stadion: Uefa-Präsident Michel Platini, Italiens Innenminister Angelino Alfano, Frankreichs Premier Manuel Valls (v. li.)

Foto: Reuters / Fabrizio Bensch

Manuel Valls gönnte sich am Samstag nach dem Parteitag der Sozialisten in Poitiers eine kleine Eskapade nach Berlin: Mit einem gemieteten Falcon-Privatjet flog er direkt zum Finalspiel der Champions League des FC Barcelona gegen Juventus Turin, und von dort aus dann nach Paris zurück. Aus persönlich-privater Sicht ist der Trip nachvollziehbar, hat doch Valls einen katalanischen Vater, und der 52-Jährige schwärmt seit jeher für "Barça".

Die Reisekosten von schätzungsweise rund 18.000 Euro müssen allerdings die französischen Steuerzahler begleichen. Und nicht genug damit, reagierte der Politprofi Valls höchst ungeschickt: Wie ein beim Schummeln ertappter Schulbub suchte er Ausflüchte und behauptete zuerst, er arbeite viel und brauche wie alle Leute ab und zu "einen Moment der Entspannung".

"Offizielle" Reise

Und vor allem, fügte der Premier an, sei er von Uefa-Präsident Michel Platini nach Berlin eingeladen worden. Es habe sich um eine "offizielle" Reise gehandelt, und er habe mit anderen Uefa-Größen über die Organisation der Europa-Fußballmeisterschaft 2016 in Frankreich gesprochen. Mit wem genau, und warum gerade an einem Samstagabend in Berlin, vermochte Valls nicht anzugeben. Platini war zudem am Mittwoch zu Gesprächen in Paris.

Das Enthüllungsblatt "Le Canard Enchaîné" stellt mit Verweis auf Fifa-Stellen ohnehin in Abrede, dass sich Valls und Platini in Berlin überhaupt außerhalb des Stadions getroffen hätten.

Am Dienstag verdrängte dann "Barçagate" bereits die Meldungen über ein neues Beschäftigungsprogramm, das Valls mit viel Aufwand vorstellte. Der TV-Sender BFM berichtete vielmehr, dass neben dem obligaten Sicherheitspersonal auch zwei Söhne Valls' mitgeflogen seien. Der Premier rechnete offenbar mit dieser Nachricht und gab sofort bekannt, dieser Umstand habe die Reise "in keiner Weise" verteuert.

Häme über "Familienflug"

Diese Antwort sorgte nur für zusätzlichen Ärger und sarkastische Kommentare in den Internetforen. Die konservative Ex-Justizministerin Rachida Dati ätzte auf Twitter, bei Valls hebe nur der "Familienflug Paris-Berlin" ab, nicht aber der Erfolg im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit. Und Parteifreundin Nadine Morano fragte mit Verweis auf Valls' Herkunft, warum Frankreich die französischen und nicht die spanischen Steuerzahler belaste, wenn er dem FC Barcelona nachjette.

Andere konservative Abgeordnete verlangen eine Entschuldigung und die Rückerstattung der Kosten für die beiden Söhne.

Die oppositionellen "Républicains", wie sich die ehemalige UMP neuerdings nennt, hält sich auffällig zurück mit Kritik. Das hat tiefere Gründe: Parteichef Nicolas Sarkozy war Ende Mai selbst mit einem gemieteten Kleinflugzeug von Paris nach Le Havre zu einem Politmeeting gejettet; die Miete von 3200 Euro übernahm die Partei, deren Mitglieder am Parteitag aus Spargründen ihren eigenen Imbiss mitbringen mussten.

Valls dürfte sich deshalb mit einer "gelben Karte" (so die Zeitung Midi Libre) statt mit einer roten aus der Affäre ziehen. Sein bisher recht makelloses Image nimmt aber Schaden: Der zum rechten Flügel der Sozialisten gehörige Premier kam bisher auf fast doppelt so hohe Beliebtheitsquoten wie Präsident François Hollande. In Umfragen räumten ihm die Franzosen bedeutend mehr Chancen bei den Präsidentschaftswahlen 2017 ein als dem Staatschef. Jetzt wartet Frankreich auf die nächsten Umfragewerte.(Stefan Brändle aus Paris, 10.6.2015)