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In Ohlsdorf (Bezirk Gmunden) löste das starke Gewitter eine Schottermure aus, die oberhalb der Ohlsdorfer Straße abging und die Fahrbahn auf einer Länge von etwa zehn Metern einen Meter hoch verschüttete.

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Im Salzkammergut standen bisweilen weite Flächen unter Wasser.

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Grieskirchen - Starke Unwetter haben in der Nacht auf Dienstag in weiten Teilen von West- bis ins westliche Niederösterreich zu Überflutungen und Vermurungen geführt. Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) hat am Dienstag angekündigt, die Betroffenen der Unwetter aus dem Katastrophenfonds finanziell zu unterstützen. Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) habe entsprechende Hilfe zugesagt. "Im Anschluss an die Ersthilfe für die Betroffenen geht es darum, möglichst unbürokratisch finanzielle Hilfe zu leisten", sagte Mitterlehner via Aussendung.

Sobald der Schaden feststehe, werde man sagen können, wie viel Geld aus dem Katastrophenfonds komme. Mitterlehner dankte allen Einsatzkräften und Verantwortlichen in den betroffenen Bundesländern für ihre "rasche und professionelle Hilfe".

Große Wassermengen in Oberösterreich

In mehreren Bezirken in Oberösterreich waren 1.500 Feuerwehrleute bei 660 Einsätzen aktiv. In Wallern an der Trattnach (Bezirk Grieskirchen), wo Katastrophenalarm ausgerufen wurde, waren Dienstagvormittag noch 20 Wehren am Werk.

Kanäle waren überlastet, Straßen nicht mehr befahrbar, auch umgestürzte Bäume behinderten den Verkehr, Keller mussten ausgepumpt werden. "Es gab einfach große Wassermengen in kurzer Zeit", sagte Bernhard Gutjahr von der Landeswarnzentrale. Verletzte gab es keine.

Gegen 18.15 Uhr wurden am Montag in Wallern die Grieskirchner und die Wallerner Straße wegen Überflutung gesperrt, der Wasserdruck hob sogar einen Kanaldeckel heraus, berichtete die Landespolizeidirektion OÖ am Dienstag. In St. Martin im Mühlkreis (Bezirk Rohrbach) wurde das gesamte Areal des Aubachstadions überschwemmt. Das Kabinengebäude stand etwa einen dreiviertel Meter unter Wasser. Das Freibad neben dem Sportplatz wurde durch Schlamm und Erdreich verunreinigt.

In Ohlsdorf (Bezirk Gmunden) löste das starke Gewitter eine Schottermure aus. Sie ging gegen 19.40 Uhr oberhalb der Ohlsdorfer Straße ab und verschüttete die Fahrbahn auf einer Länge von etwa zehn Metern einen Meter hoch. Die Feuerwehr richtete eine Umleitung ein.

Brände in Salzburg

Auch in mehreren Salzburger Gemeinden richteten die Unwetter Schäden an. In St. Koloman und Pfarrwerfen setzten Blitze Gebäude in Brand, vor allem im Pinzgau mussten die Feuerwehren zu Pumpeinsätzen ausrücken. Aufregung gab es zwischenzeitlich auch unter Asylwerbern in der Zeltstadt bei der Landespolizeidirektion, weil durch starken Regen Wasser in einige Zelte gelangt war.

Kurz vor 19.00 Uhr schlug ein Blitz in die Freileitung einer Scheune in St. Koloman (Tennengau) ein. Dadurch wurde eine Stromleitung zerstört, weshalb die Scheune in Brand geriet. Die Pächter brachten mehrere im Gebäude eingestellte Pferde in Sicherheit und versuchten gemeinsam mit Nachbarn, die Flammen zu löschen. Die Feuerwehr löste Alarmstufe 3 aus, weshalb binnen kurzer Zeit knapp 160 Helfer im Einsatz standen und das Geschehen schon nach kurzer Zeit unter Kontrolle hatten. Die Schadenshöhe war vorerst nicht bekannt, informierte die Polizei. Auch in Pfarrwerfen begann ein Dachstuhl nach einem Blitzschlag zu brennen, das Feuer war aber rasch gelöscht.

In Maria Alm im Pinzgau konnte ein Durchlass des "Handlergrabens" das Geschiebe nicht mehr aufnehmen. Dadurch wurde die Gemeindestraße vermurt. Die Feuerwehr beseitigte das Erdreich noch am Abend. Auch in Uttendorf, Niedernsill und Grödig mussten die Feuerwehren vor allem zu Pumpeinsätzen ausrücken.

Starkregen während eines Gewitters führte auch zu Verunsicherung bei den in der Zeltstadt in Salzburg untergebrachten Flüchtlingen.

Unwetter in Niederösterreich

In Niederösterreich waren vor allem die westlichen Landesteile betroffen. In St. Valentin und Haag standen nach Angaben des Bezirksfeuerwehrkommandos zahlreiche Häuser und Keller unter Wasser. Auch einige Straßen waren überflutet.

In Haag war zudem ein Auffangbecken randvoll und bedrohte die Ortschaft. Die Feuerwehr rückte aus und versuchte den Damm zu sichern. Auch die B42 war wegen Überflutungen gesperrt.

Die Einsätze sollten bis in die späten Abendstunden andauern, teilte Philipp Gutlederer vom Bezirkskommando mit. Die Feuerwehrzentrale Amstetten wurde wegen der zahlreichen Notrufmeldungen mit weiteren Disponenten besetzt.

Vereinzelte Unwettereinsätze gab es auch in anderen niederösterreichischen Bezirken. Helfer mussten nach Feuerwehrangaben u.a. in Wieselburg (Bezirk Scheibbs), Altenmarkt und Pöggstall (Bezirk Melk) ausrücken.

Millionenschaden auch in Tiroler Landwirtschaft

Die jüngsten Unwetter in Tirol bedeuten auch einen Millionenschaden für die Landwirtschaft. Nach Angaben der österreichischen Hagelversicherung vom Dienstag seien etwa 4.000 Hektar betroffen. Laut Sachverständigen betrage das Ausmaß etwa 1,2 Millionen Euro.

Besonders betroffen sei der Bezirk Innsbruck-Land, wo Obst- und Gemüsekulturen, Mais, Erdäpfel und das Grünland zum Teil schwerbeschädigt wurden. Die Schadensaufnahme habe bereits begonnen, hieß es.

Im Sellrain (Bezirk Innsbruck-Land) und im Paznauntal (Bezirk Landeck) liefen die Aufräumungsarbeiten auf Hochtouren. Auch das Bundesheer stand dort im Assistenzeinsatz. Erste Schätzungen der Schäden an Wohnhäusern beliefen sich auf mehr als zehn Millionen Euro. Zahlreiche Evakuierungen von privaten Gebäuden waren ebenso wie Straßensperren auch am Dienstag weiter aufrecht.

Bei den Aufräumarbeiten standen nach Ersuchen von Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) um einen Assistenzeinsatz des Heere rund 250 Soldaten im Einsatz, darüber hinaus 1.200 Feuerwehrleute und 40 Hilfskräfte des Roten Kreuzes. Rund 150 Soldaten wurden in Sellrain eingesetzt, zwei Katastrophenzüge mit insgesamt 100 Mann wurden nach See ins Paznauntal entsandt.

Den Erkundungsergebnissen der Pioniere zufolge ging ein Sprecher des Bundesheeres von einer Einsatzdauer von mehreren Wochen aus. In Sellrain rechne man zumindest mit zwei Wochen, im Paznaun werde der Einsatz vermutlich zumindest vier Wochen in Anspruch nehmen. Das Heer werde jedenfalls vor Ort bleiben, bis wieder "halbwegs normale Verhältnisse" herrschten.

Keine Schafskälte

Wer aufgrund von Naturereignissen wie den aktuellen Überflutungen in Nieder- und Oberösterreich oder der Murenabgänge in Tirol nicht oder nicht pünktlich in die Arbeit kommen kann, braucht keine dienstrechtlichen Konsequenzen zu fürchten. Darauf wies Bernhard Achitz, Leitender Sekretär des Österreichischen Gewerkschaftsbundes, am Dienstag hin.

"Es handelt sich um einen Verhinderungsgrund, der das Fernbleiben rechtfertigt", sagte Achitz. Man müsse aber alles Zumutbare unternehmen, um in die Arbeit zu kommen, und man muss den Arbeitgeber von der Verspätung bzw. der Verhinderung informieren. Das Gleiche gilt für den Fall, dass Kindergarten oder Schule wegen des Unwetters geschlossen bleiben und Eltern die Kinderbetreuung übernehmen müssen. Seit dem Vorjahr gibt es die Entgeltfortzahlung in Katastrophenfällen nicht nur für Angestellte, sondern auch für Arbeiter.

Mehr von der derzeitigen Wetterlage verspricht die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) für die kommenden Tage. Es bleibt sommerlich, mit Wärme, Sonne und teilweise kräftigen Gewittern. Die Schafskälte - ein markanter Kälteeinbruch im Juni - ist derzeit nicht in Sicht, obwohl sie statistisch gesehen zu den verlässlichsten Temperaturschwankungen zählt. (APA/red, 9.6.2015)