Es stimmt schon, der Herrgott ist den Mächtigen in Bayern doch näher als anderswo. Da kann die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel ihre G7-Kollegen vor prächtiger Alpenkulisse in herrlichstem Sonnenschein mit Blasmusik, Bier und Humtata empfangen und der Welt signalisieren: Wir bemühen uns um Lösungen. Die Gipfelgegner werden wenig später wunschgemäß vom heftigen Regen einfach fortgespült.

Das sind Bilder, die bleiben werden. Ach ja, ein Abschlussdokument gibt es auch noch, fast hätte man es vor lauter Postkartenansichten zu erwähnen vergessen. Es ist vor allem in puncto Klimaschutz für Merkel ein Erfolg, das erkennen sogar Umweltgruppen an. Die deutsche Kanzlerin stärkt damit ihr Standing als mächtigste Frau der Welt.

Doch es bleibt die Frage: War das den ganzen Aufwand wert? Natürlich ist das Argument nicht von der Hand zu weisen, dass die Chefs der wichtigsten sieben westlichen Industriestaaten gelegentlich irgendwo reden müssen. Doch das Format hat nicht mehr die Bedeutung, die es einmal hatte. Vor zwanzig Jahren noch erwirtschaftete die G7-Gruppe 50 Prozent des Weltwirtschaftswachstum, heute ist es nur noch ein Drittel.

Jetzt wird es ohnehin eine Weile dauern, bis der Gipfel-Zirkus wieder in Deutschland haltmacht. Aber einen Wunsch darf man schon äußern: Das Treffen könnte auch mit etwas weniger Klischees und Aufwand möglich sein. (Birgit Baumann, 8.6.2015)