Palermo/Innsbruck - Archäologen der Universität Innsbruck befinden sich seit 2010 auf einer besonderen Forschungsmission in Sizilien: Auf dem Monte Iato, einem Berg südlich von Palermo, suchen sie nach Nachweisen für Kulturkontakte zwischen der in der archaischen Zeit indigenen Bevölkerung und den neu ankommenden Griechen und Phöniziern. Auch die kriegerischen Ereignisse des Mittelalters stehen im Fokus.

Das rund zwölfköpfige Forscherteam könne bereits beachtliche Funde vorweisen, wie die Innsbrucker Archäologin und eine der Projektleiterinnen Birgit Öhlinger erklärte. Ihr Team arbeite seit fünf Jahren etwa sechs Wochen im Jahr quasi "Tür an Tür" mit Kollegen der Universität Zürich, die bereits 1971 erste reguläre Grabungsarbeiten durchgeführt hatten und diese ohne Unterbrechung bis heute fortsetzten, so Öhlinger.

"Festgemeinschaft" mit eigener Identität

Die Besiedlung des Monte Iato ist ab dem ersten Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung nachgewiesen. Das Untersuchungsfeld der Innsbrucker Archäologen bildet das Areal zwischen einem Aphrodite-Tempel und dem Spätarchaischen Bankett-Haus im späteren Westquartier der hellenistisch-römischen Stadt. Die Forscher förderten etwa eine Rampe zutage, die die beiden Gebäude miteinander verband.

Kulturelle Kontakte zwischen der Bevölkerung und den Griechen hätten schlüssig nachgewiesen werden können. So würden die herausragende Architektur des Festhauses sowie die Funde von hochwertigem griechischen Trink- und Speisegeschirr für einen intensiven Kontakt sprechen. "Die einheimische Bevölkerung ist nicht assimiliert bzw. hellenisiert worden. Sie hat ihre eigene Identität bewahrt", so Öhlinger. Die Menschen hätten aber Sitten und Gebräuche der Griechen im Sinne einer "Festgemeinschaft" aufgenommen und sich ihrer Konsum-Güter bedient.

Religiöse Riten

Im Obergeschoß des Bankett-Hauses habe es sehr repräsentativ hergerichtete" und opulent ausgestattete Räume gegeben. "So eine Ausstattung mitten im Binnenland war besonders. Der Bodenestrich war beispielsweise rot eingefärbt", schilderte Öhlinger.

Auch Spuren religiöser Riten konnten offengelegt werden: Tiere seien beim Tempel geopfert und Teile der Knochen sowie Keramik eingegraben worden. Man habe anhand der Funde auch festgestellt, dass einige Objekte offenbar "extra auf alt" gemacht worden seien: So stamme beispielsweise die Form einer Schüssel aus dem 6. Jahrhundert, ihr Dekor aber aus dem 9. Jahrhundert.

Belagerungskrieg

Die Mittelalter- Forschung am Monte Iato, durchgeführt von Nicole Mölk, beschäftigt sich indes mit den kriegerischen Ereignissen rund um den Berg, konkret mit der Belagerung der letzten militärischen Bastion des Westsizilianischen Kalifats durch den römisch-deutschen Kaiser Friedrich II. Nur wenige Schriftquellen über den Kampf um die Festung sind erhalten, die archäologischen Untersuchungen sind daher umso wichtiger.

So wurden außerhalb der Begräbnisstätten zwei Skelette gefunden, die nicht ordnungsgemäß bestattet worden waren, erklärte Öhlinger. Einer der Leichname war gefesselt. Als weiterer Hinweis auf die Belagerung gilt auch der Fund einer "Armbrustnuss", eines Teils des Spann- bzw. Auslösemechanismus.

In jüngerer Zeit förderten die Archäologen auch einen Denar von Kaiser Friedrichs Enkel König Konradin zutage. Im Gegensatz zu den Schriftquellen belege dieser, dass Teile der zerstörten Stadt auch nach Ende der Belagerung noch bewohnt gewesen waren, so Öhlinger. Ende August reisen die Archäologen wieder nach Sizilien. Das vom "Fonds zur Förderung der Wissenschaftlichen Forschung" finanzierte Projekt dauert vorerst noch bis 2017. (APA, 14.6.2015)