Jianli - Knapp eine Woche nach der Schiffskatastrophe auf dem Jangtse-Fluss in China haben die Einsatzkräfte 406 Leichen aus der "Stern des Ostens" geborgen. Zum Gedenken an die Opfer des schwersten Schiffsunglücks in China seit fast sieben Jahrzehnten wurden die Arbeiten am Schiffswrack am Sonntag unterbrochen.

Schiffssirenen heulten auf, als Verkehrsminister Yang Chuantang und die Einsatzkräfte ihre Köpfe beugten, wie auf Fernsehbildern zu sehen war. Der Sender CCTV und die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichteten am Sonntag, 406 Leichen seien geborgen worden und 36 Menschen würden noch vermisst. Das Flusskreuzfahrtschiff "Stern des Ostens" war am vergangenen Montag mit 456 Menschen an Bord nach einem Wirbelsturm gesunken - die meisten Reisenden waren Senioren. Nur 14 Menschen wurden gerettet.

Zugang eingeschränkt

Am Freitag war das Schiff von riesigen Kränen aufgerichtet worden, so bekamen die Bergungskräfte Zugang. Die Regierung in Peking erklärte zu den Umständen des Unglücks, es würden "keine Zweifel zurückbleiben". Im Gegensatz zu anderen Schiffen war der "Stern des Ostens" nach einer Sturmwarnung nicht vor Anker gegangen.

Der Zugang zum Unglücksort für Angehörige sowie für die Medien wurde eingeschränkt, was viele Betroffene wütend machte. Rund 1.200 besorgte Angehörige fanden sich bis Freitagabend an Ort und Stelle ein. "Wir sind den ganzen Weg hierhergekommen, und alles was wir tun, ist warten", sagte Jin Weifeng aus Shanghai. Ein älterer Mann fügte hinzu, er erhalte als Auskunft "nur Unwahrheiten".

Todesstrafe gefordert

Auf der Internetplattform WeChat veröffentlichten Angehörige eine Petition, in der sie eine "formelle Entschuldigung" der chinesischen Regierung und eine umfassende Untersuchung verlangten. Die Familien forderten außerdem die Todesstrafe für den Kapitän des Schiffes, dem sie vorwerfen, die Fahrt trotz der Warnung fortgesetzt zu haben.

Die Katastrophe auf dem Jangtse war das schlimmste Schiffsunglück in China seit fast 70 Jahren. Im Jahr 1948 sank die "SS Kiangya" nahe Shanghai - damals starben rund 4.000 Menschen. (APA/AFP, 7.6.2015)