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Die Stahlgruppe stand seit Jahren im Kreuzfeuer der Kritik.

Foto: Lapresse/AP

Mailand - Italiens Finanzpolizei hat den früheren Chef des Stahlkonzerns Ilva, Fabio Riva, wegen mutmaßlicher Umweltdelikte im größten Hüttenwerk in Taranto festgenommen. Nach seiner Auslieferung aus Großbritannien auf Geheiß der Behörden in Mailand und Taranto sei Riva am Freitagabend auf dem Flughafen in Rom festgesetzt worden, teilte die Polizei am Samstag mit. Riva weist die Vorwürfe gegen ihn zurück.

Ilva war 2013 unter Sonderverwaltung gestellt worden, nach dem die Behörden von der Eignerfamilie Riva 8,1 Milliarden Euro beschlagnahmt hatten. Die zuständige Staatsanwaltschaft wirft dem Unternehmen vor, Giftstoffe in der größten Fabrik in Taranto im Süden des Landes in die Luft geblasen zu haben, die zu überdurchschnittlich vielen Krebserkrankungen führten.

Fabio Riva ist der Sohn des inzwischen verstorbenen Firmengründers Emilio, ihm wurde in Zusammenhang mit Beiträgen zur Förderung des Exports Betrug auf Kosten des italienischen Staates in Höhe von 100 Mio. Euro vorgeworfen. Er wurde bereits im Vorjahr von einem Mailänder Gericht zu sechs Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt.

Zu verkaufen

Im Jänner hatte die italienische Regierung die Kontrolle über den Konzern - Europas größtes Stahlwerk - übernommen, um rund 16.000 Arbeitsplätze zu retten. Ihr Ziel ist es, Ilva innerhalb von zwei bis drei Jahren zu verkaufen. Als Interessent wird unter anderem Branchenprimus Arcelor Mittal gehandelt.

Die zum Riva-Imperium gehörende Stahlgruppe Ilva stand davor seit Jahren im Kreuzfeuer der Kritik. Ein Gericht in der süditalienischen Hafenstadt Tarent hatte im Mai des Vorjahres 27 ehemalige Manager des Stahlwerks Ilva wegen fahrlässiger Tötung und schwerer Umweltverseuchung verurteilt. 15 Mitarbeiter der Fabrik waren an den Folgen von Asbest sowie weiterer krebserregender Stoffe gestorben. Das Gericht verhängte Strafen von bis zu neun Jahren Haft. Die Mitarbeiter starben zwischen 2004 und 2010. Das ursprüngliche staatliche Stahlwerk Ilva war 1995 privatisiert und der italienischen Gruppe Riva verkauft worden. (APA/red, 6.6.2015)