Salzburg - Frauen in Dirndlkleidern sind in Salzburg nichts Ungewöhnliches. Kommen zu den Damen in Dirndln noch Herren mit Strohhüten und Pumphosen, Oldtimer-Fahrzeuge, Absperrungen und Filmkameras hinzu, dann bleiben Passanten schon einmal stehen, um zu schauen, was da los ist.

"Was wird das für ein Film?", fragt eine Frau in die neugierige Menge am Residenzplatz. Eine Mitstaunerin klärt auf: ein neuer Film über die Trapp-Familie. Die Salzburger rätseln offenkundig. Die Touristen aus Japan hingegen beginnen zu fotografieren.

Die Geschichte der Familie Trapp ist in Salzburg weniger bekannt als in Amerika oder Japan, wo das 1965 erschienene amerikanische Filmmusical The Sound of Music zum Kassenschlager wurde. Jahr für Jahr kommen zahllose Touristen in die Mozartstadt, um die Schauplätze des oscarprämierten Films zu besichtigen. Zum 50. Jubiläum kommt eine österreichische Verfilmung in die Kinos. Die Münchner Clasart, ORF und Concorde Media produzierten.

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Cornelius Obonya und Yvonne Catterfeld beim Medientermin.
Foto: APA / Franz Neumayr

Tochter-Sicht

The Trapp Family - A Life of Music erzählt die Geschichte der Trapp-Familie, die vor dem Zweiten Weltkrieg in Salzburg lebte und vor den Nazis in die USA flüchtete, aus Sicht der ältesten Trapp-Tochter Agathe (gespielt von Eliza Bennett). Basierend auf ihrer Autobiografie solle der Film im Gegensatz zu Sound of Music "so authentisch wie möglich sein", sagte Regisseur Ben Verbong in Salzburg. "Zuerst dachte ich, die Trapp-Familie - muss das jetzt noch sein?", sagt der Regisseur. Aber als er das Drehbuch von Tim Sullivan und Christoph Silber gelesen habe, sei er von der Fassung überzeugt gewesen.

Die Klischees des amerikanischen Musicalfilms sollen Vergangenheit sein, stattdessen würden auch Schicksalsschläge und Konflikte der Familie beleuchtet werden. Als Beispiele nennt Verbong das Problem einer Patchworkfamilie, bei der die Stiefmutter Maria von Trapp (Yvonne Catterfeld) nur um vier Jahre älter ist als der älteste Sohn, oder den finanziellen Ruin des Familienoberhaupts Georg von Trapp (Matthew Macfadyen). Der Film erzähle eine psychologisch-emotionale Geschichte, aber auch die politische Dimension dränge sich auf.

"Näher an der Wahrheit"

Auch auf dem Salzburger Residenzplatz wurde eine politische Szene gedreht: Ein Plakat mit einer Parole wurde heruntergerissen, Chauffeur Konrad (Cornelius Obonya) gerät in einen Disput mit Agathes linkem Jugendfreund Sigi (Johannes Nussbaumer). Den Salzburger Jedermann Obonya, der den vom Nationalsozialismus begeisterten Chauffeur spielt, hat besonders die politische Dimension seiner Rolle überzeugt: "Konrad ist ein Verführter und zugleich ein Verführer und Verräter."

Yvonne Catterfeld plädierte dafür, die Maria, wie sie bisher - etwa durch Julie Andrews - dargestellt wurde, zu vergessen: "Das war Schönfärberei. Wir wollen näher an der Wahrheit bleiben."

Gedreht wird der Film bis Mitte Juni in Oberösterreich, Bayern und Salzburg. In der Stadt Salzburg sind neben dem Residenzplatz und dem Café Glockenspiel, das dem Produzenten des Films und ATV-Eigentümer Herbert Kloiber gehört, auch die Kirche von Mülln und der Mirabellgarten Schauplätze. Für Kloiber ist die Produktion "eine Herzensangelegenheit". Die Produktionskosten belaufen sich auf sechs Millionen Euro, der Film wurde bereits in die USA, nach Japan, England und Kanada verkauft. Im November soll der Film in die heimischen Kinos kommen. "Kurz vor James Bond", sagt Kloiber. (Stefanie Ruep , 7.6.2015)