Innere und äußere Konflikte: "Fishers of Hope. Taweret"


Foto: Oscar O'Ryan

Wien - Kenia, ein Dorf an einem See. Dort lebt John mit seiner Frau Ruth und deren stummem, aber tanzenden Neffen Peter. John hat sich beim Fischen am Bein verletzt. Das hat ihn arbeitsunfähig gemacht, und die medizinische Versorgung vor Ort ist miserabel. So ist die Ausgangssituation in dem Theaterstück Fishers of Hope. Taweret der südafrikanischen Dramatikerin Lara Foot.

Ruth hieß übrigens auch die Protagonistin in Tshepang, einer Arbeit über Kindermissbrauch, mit der Lara Foot 2006 im Schauspielhaus präsent war - ebenfalls bei den Wiener Festwochen, die jetzt, in der Museumsquartier-Halle G, ihre "Fischer der Hoffnung" zeigen.

Die Lebenssituation der vom Fischfang lebenden Bevölkerung am Victoria-See, auf den Foot anspielt, ist prekär. Schuld daran ist nicht nur die Verschmutzung des Wassers, sondern auch der in den 1960ern aus Profitgier eingeschleppte Nilbarsch, der die ursprünglichen Fischarten dezimiert und damit die lokale Fischerei ruiniert hat. Überdies droht die dort ebenfalls nicht heimisch gewesene Wasserhyazinthe den See zu ersticken.

Die künstlerischen Mittel, mit denen Lara Foot die soziale Katastrophe als Folge des Öko-Desasters darstellt, bleiben einfach: ein konventionelles Drama, sparsam bereichert durch Musik und Tanz. Peter, der Sohn von Ruths Bruder Niara, hat der Schock über seine Lebenswirklichkeit die Sprache verschlagen. Sein Tanzen zeigt, dass dies in ihm nicht Depression, sondern eine ziellose Widerständigkeit ausgelöst hat. Beim Fischen ist er dem armen John keine Hilfe. Also muss Ruth die zwei Männer versorgen.

Und dann die Krise

Sie ruft ihren Bruder, der sich in der fernen Stadt politisch engagiert, zu Hilfe. Tatsächlich kommt er auch und bringt Medikamente, aber er bringt auch die Krise. Wie John ist Niara der Meinung, Ruth dürfe nicht fischen. Diese Arbeit sei keine Frauensache. Seine Arbeitsunfähigkeit erlebt der von Hoffnung auf Besserung beseelte John als Demütigung. Niara schürt diesen inneren Konflikt noch. Er treibt den Kranken in den Selbstmord und bezichtigt Ruth der Prostitution.

Die Hoffnung, nach der hier gefischt wird, dümpelt in einem gekippten sozialen System. Am Ende macht sich der gescheiterte Student und großmäulige Politaktivist Niara aus dem Staub. Peter spricht wieder. John hat angeblich heldenhaft mit einem Nilpferd gekämpft und so seine Reputation wiederhergestellt. Ruth gewinnt einen treuen Freund.

Hier stellt Lara Foot dem Publikum eine Falle auf. Wer will, kann aus dem Stück das Überdauern der Hoffnung herauslesen. Aber es gibt auch einen Aspekt, der das hintertreibt. Mit John wird die Hoffnung de facto begraben. Die Politfigur Niara ist vor der Realität geflüchtet, und Ruth darf nicht für sich selbst sorgen.

Vertaute Eigenheiten

Lara Foot schafft es hier, ohne großes Tamtam eine wirklich traurige Überlebenswirklichkeit darzustellen. Ihre Figuren bleiben schlicht, aber desto klarer zeigen sie allerdings ihre kulturellen Eigenheiten. Und die scheinen irgendwie vertrauter zu sein als jene von Österreichern, die diverse Formen heimischen Brauchtums pflegen. (Helmut Ploebst, 5.6.2015)