Wien – Die OECD hat die bisher höchste Prognose für das österreichische Wirtschaftswachstum im nächsten Jahr abgegeben. Das Wachstum soll 1,7 Prozent betragen, wie die Industrieländer-Denkfabrik in ihrem neuen Wirtschaftsausblick angibt. Die Treiber dahinter sind ein Plus bei den Exporten, der von der Steuerreform angeschobene Konsum und die niedrigen Zinsen.

Der IWF geht in seiner April-Prognose von 1,6 Prozent aus, die EU-Kommission im Mai nur von 1,5 Prozent. Österreich liegt damit weiterhin unter dem Schnitt der Eurozone, für die die OECD ein Wachstum von 2,1 Prozent im kommenden Jahr voraussagt.

Die OECD hebt in dem Bericht auch die heimischen Investitionen hervor, die zwar leicht zurückgehen würden, aber trotzdem deutlich höher als in anderen Euroländern seien. Das liege vor allem am Bau von Wohnhäusern und Infrastruktur. Investitionen von Unternehmen gingen allerdings zurück, auch wenn der Anteil der Gelder, die in geistiges Eigentum fließen, "merklich" gestiegen sei.

Heuer entwickelt sich die österreichische Wirtschaft sehr schwach. Die OECD rechnet mit einem Wachstum von 0,6 Prozent (Eurozone: 1,4 Prozent). Im vergangenen Wirtschaftsausblick vom November 2014 rechnete die OECD noch mit 0,9 Prozent für Österreich.

Obwohl die Wirtschaft nicht in Fahrt komme und die Arbeitslosigkeit steige, sei die Inflation höher als in anderen Euroländern, so die OECD. Das ist auch ein Grund dafür, dass die Realeinkommen noch immer niedriger sind als vor der Finanzkrise 2008. Würde Österreich seinen Dienstleistungssektor deregulieren, fielen die Preissteigerungen wohl niedriger aus, schreibt die OECD.

Die Produktivität sei zuletzt gefallen, was der internationalen Wettbewerbsfähigkeit des Landes schade und Exportanteile koste. Dabei könnte ein Wandel der internationalen Wertschöpfungskette auch eine Rolle spielen. Üblicherweise hängt das österreichische Wachstum stark mit dem deutschen zusammen. Die deutsche Wirtschaftsleistung soll heuer aber schon um 1,8 Prozent zulegen, österreichische Unternehmen profitieren kaum.

Weltwirtschaft zieht an

Das globale Wirtschaftswachstum sollte sich im Lauf des Jahres stärken und im Schnitt 3,1 Prozent betragen, schreibt die OECD. Der Ausblick für heuer wurde jedoch leicht nach unten korrigiert. Die Eurozone liegt mit prognostizierten 1,4 Prozent deutlich unter dem Durchschnitt. Im ersten Quartal sei das Wachstum so niedrig gewesen wie seit Beginn der Krise nicht mehr, schreibt OECD-Chefökonomin Catherine Mann in der Einleitung des Berichts. Dabei handle es sich aller Voraussicht nach aber um eine vorübergehende Schwäche.

Trotzdem seien Investitionen weiterhin schwach, genauso wie die Entwicklung der Produktivität. Im nächsten Jahr wird die weltweite Wirtschaftsleistung dann um 3,8 Prozent steigen, prognostiziert die OECD. Auch die Exporte sollen wieder anziehen. (sat, 3.6.2015)