Einer der sieben jungen Sägerochen (Pristis pectinata), der durch Parthenogenese entstanden sein dürfte.

Foto: Florida Fish and Wildlife Conservation Commission (FWC)

Ausgewachsene Tiere erreichen eine Länge von bis zu 5,5 Metern.

Foto: Florida Fish and Wildlife Conservation Commission (FWC)

New York - Ganz unbekannt ist das Phänomen nicht: Selten, aber doch haben Forscher beobachtet, dass Haiweibchen in Gefangenschaft ohne Männchen im Bassin Nachwuchs bekommen können. Zoologen gingen aber davon aus, dass die sogenannte Jungfernzeugung (wissenschaftlich: Parthenogenese) bei Wirbeltieren nur in Gefangenschaft stattfindet. Bei Wirbellosen Tieren kommt diese Form der Vermehrung hingegen häufiger vor.

US-Forscher um Damian Chapman von der Stony Brook Universität im US-Staat New York konnten nun aber zum ersten Mal bei in freier Wildbahn lebenden Wirbeltieren jungfräulich gezeugten Nachwuchs dokumentieren: bei der stark gefährdeten Sägerochenart Pristis pectinata.

Entstehung aus zwei Eizellen

Die Meeresbiologen haben bei genetischen Routineuntersuchungen bei der Sägerochenart Pristis pectinata in den Gewässern vor Florida gleich sieben jungfräulich gezeugte Tiere entdeckt - immerhin etwa drei Prozent dieser gefährdeten Art, wie sie aktuell in "Current Biology" berichten.

Bei Wirbeltieren entsteht Parthenogenese vermutlich, wenn eine Eizelle mit einer anderen Eizelle statt eines Spermiums verschmilzt. Man sei jedoch davon ausgegangen, dass dies eine Kuriosität von Tieren in Gefangenschaft sei, die normalerweise nicht zu lebensfähigen Nachkommen führe, so die Autoren.

Appell an Biologen

Die sieben jungfräulich gezeugten Sägerochen schienen jedoch bei bester Gesundheit zu sein. Die Forscher haben alle gefangenen Tiere markiert und zurück in die Freiheit entlassen, um ihr Verhalten zu erforschen.

"Gelegentliche Parthenogenese könnte in freier Wildbahn viel öfter vorkommen als wir gedacht hatten", vermutete Kevin Feldheim vom Field Museum in Chicago, wo die DNA-Untersuchungen durchgeführt wurden.

Es sei möglich, dass diese ungewöhnliche Form der Fortpflanzung vor allem in schwindenden Populationen vorkommt, mutmaßen die Forscher. Sie empfehlen deshalb anderen Biologen, die DNA-Daten anderer Arten ebenfalls auf solche versteckten Fälle von Parthenogenese zu überprüfen. (red, APA, 1.6.2015)