Bild: Splatoon
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Wenn Nintendo einen Shooter herausbringt, erwarten sich selbst begnügsame Genrefans einen Blick über den Tellerrand. Und "Splatoon" für Wii U ist genau das: Ein überaus heiteres Spektakel, bei dem mit Tinte anstatt mit Blei geschossen wird und nicht Blut, sondern Neonfarbe den Bildschirm füllt.

Ballern für alle

Vier gegen vier Spieler treten online in Arenen an und versuchen bis zum Ablauf des Timers mit ihrer jeweiligen Farbe einen größeren Anteil des Areals zu markieren. Mit Spritzpistole, Farbroller oder -bomben bestückt, versucht man jeden freien Fleck zu bekleckern. Zwar lassen sich mit der schleimigen Munition nach Paintball-Prinzip auch Kontrahenten befeuern und für kurze Zeit außer Gefecht setzen, doch der Fokus liegt im klassischen Modus "Turf War" klar darauf, sein Revier zu beanspruchen.

Je mehr Teamfarbe man vor seiner Nase sieht, desto besser: Denn einerseits hält man so den Gegner in Schach und andererseits lässt sich der Spielcharakter per Knopfdruck in einen Tintenfisch verwandeln, der flink durch angemalte Areale schwimmen kann, um noch schneller am Ort des Geschehens zu sein. Damit verlagert Nintendo den Schwerpunkt vom präzisionsfordernden Abschießen zu einer strategischen Zusammenarbeit, an der auch ungeübte Spieler Spaß haben können.

Nintendo

Wortlose Teamarbeit

Um die vielseitigen Aktionen zu üben, dient ein Einzelspielermodus, der wie alles im Game nicht nur in einem flachen Menüscreen sondern tatsächlich liebevoll in eine kleine begehbare Stadt eingebunden wurde. Sukzessive komplexer werdende Rätsel fragen alle Fähigkeiten ab und lehren unter anderem mit Schwung über Abgründe zu springen, unter Zäunen hindurch zu tauchen oder Widersacher zu umschiffen.

Anwenden kann man seine Fertigkeiten ebenso in einem lokalen Duell-Modus für zwei Spieler, bei dem man um abgeschossene Luftballons wetteifert. In einem weiteren Online-Bewerb wiederum versucht man sein Team zur Verteidigung einzelner Stellungen zu koordinieren. Angesichts der mehrfachen Ebenen der Levels ist dies kein leichtes Unterfangen. Zwar gibt eine Karte am Gamepad Aufschluss über den Aufenthaltsort der Mitspieler und man darf sich sogar direkt zu einem Kameraden katapultieren lassen, doch es gibt keinen Sprach-Chat, um sich abzusprechen. So muss man beim Zusammenspiel mit Freunden in die Stille schreien oder auf Skype oder einen anderen Messenger ausweichen.

Kleine Farbpalette

Selbst mit immer vollen Tintenfässern lässt sich nicht übertünchen, dass "Splatoons" Welt eng umzäunt ist. Zwei Online-Modi und fünf alle 24 Stunden rotierende Arenen sowie ein cleverer, aber einmalig unterhaltender Soloparcours und ein Duell-Bewerb zum Marktstart sind bei einem Preis von 39 Euro etwas knausrig.

Von etablierten Genrewerken abschauen hätte man sich überdies das Matchmaking-System können. Derzeit sind ausschließlich Partien mit acht Teilnehmern erlaubt. Findet der Server nicht ausreichend Spieler oder will man nur schnell einmal mit vier Freunden zocken, wartet man vergeblich auf den Matchanfang. Wer an Ranglistenpartien teilhaben möchte, muss sich zunächst eine ganze Zeit lang die Hörner abstoßen, bis er das erforderte Level 10 erreicht hat. Gewonnenes Gold kann man in Outfits und neue Gerätschaft investieren, eine individuelle Zusammenstellung der Waffen fürs Spiel ist jedoch nicht erlaubt.

Fazit

"Splatoon" ist innovativ, schnell und eine große Portion Farbenfreude. Ein weiterer gelungener Wurf, der zu Nintendos starkem Repertoire an kurzweiliger Unterhaltung passt. Für den Anfang ist das Areal der Tintenfische allerdings zu abgegrenzt, um in die Dimensionen eines neuen Klassikers vorstoßen zu können. Bleibt zu hoffen, dass schon bald viel frischer Nachschub angespült wird. (Zsolt Wilhelm, 30.5.2015)

Dem Autor auf Twitter folgen: @ZsoltWilhelm

"Splatoon" ist für Wii U erschienen. UVP: Ab 39 Euro