Das neue Cardboard. Leichter zusammenzubauen und für mehr Geräte.

Es waren die letzten Minuten der Keynote der Google I/O 2014 als Android-Chef Sundar Pichai fast schon nebenbei erwähnte, dass alle Teilnehmer beim Verlassen der Halle einen Karton in die Hand gedrückt bekommen. Was sich hinter diese kryptischen Meldung verbarg, sollten die Anwesenden schnell feststellen: Mit dem Cardboard hatte Google sein eigenes Low-Cost-Virtual Reality-System kreiert.

Überraschungserfog

Anfänglich von vielen für einen zynischen Kommentar zum ansetzenden VR-Boom gehalten, sieht die Situation ein Jahr später ganz anders aus. Mehr als eine Million Cardboards seien mittlerweile verkauft worden, so Pichai am Donnerstagabend auf der Google I/O 2015.

Update

Dass das anfängliche Hobby-Projekt längst zu einem ernsthaften Unterfangen des Unternehmens geworden ist, demonstriert Google mit den aktuellen Ankündigungen. So gibt es nun eine neue Version von Cardboard, die mit allen Smartphones bis zu 6 Zoll Bildschirmgröße zusammenarbeiten soll. Und dabei sind längst nicht mehr nur Android-Geräte gemeint, auch iOS wird mittlerweile von Google unterstützt.

Jump

Aber fast noch wichtiger: Das Unternehmen schickt sich unter dem Namen Jump dazu an, die Erstellung von Virtual-Reality-Aufnahmen zu revolutionieren, wie zahlreiche US-Medien geradezu begeistert berichten.

Offenheit

Der Ansatz ist dabei derselbe, der bereits Cardboard zu einem Erfolg gemacht hat, und dieser nennt sich: Maximale Offenheit. Das Unternehmen will also auch hier sämtliche Baupläne veröffentlichen, mit denen eigene Systeme zur Aufnahmen von 360-Grad-Videos erstellt werden können - vom Privatanwender bis zum professionellen Anbieter.

Ein erstes Jump-System gibt es derzeit in den Hallen der Google I/O zu sehen: Aus 16 GoPro-Hero-4-Kameras aufgebaut, fällt es aber noch nicht in die Kategorie "kostengünstig".
Foto: Andreas Proschofsky / STANDARD

Als ersten Partner hat man dabei den Action-Cam-Hersteller GoPro gewinnen können, auf entsprechende Aufnahmen darf man also schon gespannt sein. Die detaillierten Pläne für Kamerageometrie und Co. will Google im Sommer veröffentlichen.

Processing

Das weitere - ziemlich aufwändige - Processing, um aus den Bildern eine virtuelle Umgebung zusammenzubasteln, nimmt Google den Entwicklern dann ebenso ab wie das Hosting: In den kommenden Monaten soll Youtube Unterstützung für Virtual-Reality-Aufnahmen erhalten. Die entsprechenden Videos bieten dabei übrigens nicht nur einen Rundumblick, sie sind auch dreidimensional. (Andreas Proschofsky aus San Francisco, 29.5.2015)