Der neue Kia Sorento gibt sich auffällig unauffällig.

Der Sorento ist ein unspektakuläres Auto. Auf welche Weise er dies ist, ist fast schon wieder spektakulär. Herrschaften, ein Koreaner! Die konnten vor 50 Jahren, genauer: vor 1962 noch gar nicht Autos bauen! Und nun wird das fast schon zum Stereotyp: Von Generation zu Generation machen die zwei Generationssprünge. Design, Technik, da passt inzwischen alles; nur beim Fahrwerk gibt es oft noch Optimierungspotenzial, aber auch das wird rapide besser. Manche klassische, traditionsreiche Automobilnation haben die tüchtigen, ehrgeizigen Koreaner bereits abgehängt.

Foto: Stockinger

Sorento also. Da wäre: 1.) Italien-Landkarte schlecht gelesen. Sorrento heißt die Stadt gleich unterhalb der Amalfitana, das ist ein rollendes "r" mehr. 2.) Ein ausgewachsener SUV. Und hier kann Kia, kann auch Hyundai den Trumpf bereits längerer Erfahrung ausspielen. Man hatte bereits auf SUVs unterschiedlichster Größenordnung gesetzt, als europäische Hersteller deren Marktpotenzial noch gar nicht erkannt hatten.

Diese Erfahrung macht den Sorento zu einem wunderbar entspannten, durchdachten Multitalent. Von der Größe her matcht er sich z. B. mit einem VW Touareg, preislich trennt die beiden dann doch der eine oder andere weiche Draghi-Tausender, konkret deren fast zehne nämlich.

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4,78 m SUV, das verspricht üppige Platzverhältnisse. Fünf Personen kriegst du locker unter plus Gepäck oder Familie mit drei Kleinkindern, und braucht's einmal mehr, winken wir mit dem Zauberstab, und schwupps, schon springen zwei weitere Sitze ganz hinten aus dem planen Ladeboden. Prinzipiell fein ist die Heckklappenautomatik (auch per Fernbedienung), sie könnte aber ein bisserl zügiger zu Werke gehen.

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Die Ledersitze bieten tadellosen Langstreckenkomfort, Komfort ist überhaupt das Stichwort hinsichtlich Fortbewegung: weiches, komfortables Fahrwerk des Typs "Ein Schiff wird kommen" plus entsprechend abgestimmte Lenkung, und auch die Wahl der Waffen am Getriebesektor passt dazu - 6-Gang-Wandlerautomatik. Die harmoniert wiederum unspektakulär (da haben wir es schon wieder, das "u"-Wort) mit dem 200-PS-Diesel (einzig verfügbarer Motor beim Sorento), der diesem Bullen von Teoulz auf die Sprünge hilft.

Der Testverbrauch pendelte sich bei knapp unter neun Liter auf 100 km ein, kein Spitzenwert, aber auch kein Ausreißer nach oben. Und auch hier, bei den Motoren, sieht man: Die Marschrichtung stimmt, auch hier wird der Hyundai-Kia-Konzern von Mal zu Mal geradezu sprunghaft besser. Vielleicht klingt der nächste Diesel dann auch noch gut.

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Letzter Blick in den Innenraum. Alles sauber, solide gemacht, relativ wenige Knopferln und Tasten, die Hauptfunktionen liegen, wie heute üblich, im Multifunktionslenkrad. Ablagemöglichkeiten? Was man da alles unterbringt! So viel Zeugs hat ja kein Mensch im Auto, sofern er nicht ein Ami ist.

Und weil Sorento, gehen wir finalmente noch mal außen rundum. Designgroßmeister Peter Schreyer hat es auch hier geschafft, den "u" -Reflex zu bedienen. Alles rund und sauber, glattgelutscht wie ein Kiesel nach der Eiszeit, von Korea-Barock kann sowieso schon lange keine Rede mehr sein. Feines Vielzweckmobil. Spektakulär unspektakulär. (Andreas Stockinger, 29.5.2015)

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Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

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