Madrid - In Spanien ist ein Strafverfahren gegen die nigerianische Islamistengruppe Boko Haram und ihren Anführer Abubakar Shekau wegen mutmaßlicher Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Terrorismusverdacht eingeleitet worden. Wie am Donnerstag aus Justizkreisen verlautete, stimmte der spanische Ermittlungsrichter Fernando Andreu dem Verfahren unter dem sogenannten Universalitätsprinzip zu.

Dieses ermöglicht Gerichtsverfahren wegen in anderen Ländern begangenen Verbrechen. Konkreter Anlass für das Verfahren ist das Vorgehen der Islamisten gegen eine spanische Nonne.

"Allgemeines Klima terroristischen Handelns"

Die Staatsanwaltschaft in Spanien wirft der Extremistengruppe vor, die Nonne im März 2013 in Nigeria "belästigt" und "unter Druck gesetzt" zu haben. Dies sei in einem "allgemeinen Klima terroristischen Handelns durch eine jihadistische Organisation. "Die Schuldigen müssen sich vor den Gerichten dafür verantworten."

Der Richter wies die Polizeiorganisation Interpol an, einen Bericht über Boko Haram vorzubereiten. Die Nonne wurde aufgefordert, vor Gericht als Zeugin auszusagen. Die Nonne selbst hatte keine Klage eingereicht.

Boko Haram kämpft seit Jahren mit Gewalt für die Errichtung eines islamischen Staates im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias. Seit dem Jahr 2009 tötete die Gruppe bei Angriffen auf Polizei, Armee, Kirchen und Schulen nach UN-Angaben mehr als 15.000 Menschen. (APA, 28.5.2015)