Wien - Die aus Frankreich stammende Biochemikerin Emmanuelle Charpentier und ihre US-Kollegin Jennifer Doudna erhalten den renommierten spanischen Prinzessin-von-Asturien-Preis in der Sparte Forschung und Wissenschaft. Die Arbeit der beiden Frauen stelle eine biotechnologische Revolution dar, teilte die Jury am Donnerstag im nordspanischen Oviedo mit.

Das US-Magazin "Time" hatte Doudna und Charpentier dieses Jahr bereits unter die 100 einflussreichsten Menschen der Welt gewählt. Charpentier, die am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig arbeitet, wird mit Auszeichnungen geradezu überschüttet. Auch als mögliche Nobelpreis-Kandidatin wird die 46-Jährige, die einige Jahre an den Max F. Perutz Laboratories in Wien arbeitete, inzwischen gehandelt.

Doudna (51) von der Universität von Kalifornien in Berkeley und Charpentier hätten eine Technologie entwickelt, die eine gezielte Bearbeitung von Erbmaterial mit einer bisher nie da gewesenen Präzision und sehr kostengünstig möglich mache, heißt es in der Begründung für die hohe Auszeichnung.

Durchbruch mit Crispr-Cas9

Die Biochemikerinnen werden für die Entwicklung von Crispr-Cas9 geehrt, einer biochemischen Methode zur Erzeugung von gentechnisch veränderten Organismen. Es basiert auf einem Abwehrmechanismus von Bakterien gegen Viren. Im Labor können Wissenschafter damit einzelne Gene gezielt entfernen oder einsetzen.

Im Grunde ist Crispr-Cas9 eine Methode, mit der Forscher den genetischen Bauplan von Organismen bearbeiten. Sie können Gene ausschalten, defekte DNA durch korrekte ersetzen oder neue Abschnitte ins Erbgut einfügen. Das so manipulierte Lebewesen bekommt dadurch neue oder andere Eigenschaften. Diese Möglichkeiten sind zwar nicht neu. Aber Crispr-Cas9 macht es bedeutend leichter und gelten als äußerst hoffnungsvoll für die Therapie von Krankheiten. Noch sei allerdings einige Forschungsarbeit zu leisten, bis ein medizinischer Einsatz möglich ist, so das Helmholtz-Zentrum.

Auszeichnung seit 1981

Der Prinzessin-von-Asturien-Preis gilt als der "spanische Nobelpreis". Er wird alljährlich in insgesamt acht Sparten vergeben und ist mit jeweils 50.000 Euro dotiert. Jeder Gewinner erhält auch eine Skulptur von Joan Miro. Dieses Jahr waren bereits der US-amerikanische Filmregisseur Francis Ford Coppola (Künste), die französische Ökonomin Esther Duflo (Sozialwissenschaften) sowie der spanische Philosoph Emilio Lledo (Kommunikation und Humanwissenschaften) als Sieger bekannt gegeben worden.

Die Auszeichnungen wurden seit 1981 als Prinz-von-Asturien-Preise verliehen. Die Umbenennung in Prinzessin-von-Asturien-Preis berücksichtigt den Thronwechsel von Juni 2014: Mit dem Amtsantritt von König Felipe VI. ging der Titel an seine Tochter, Thronfolgerin Leonor, über. (APA, 28.5.2015)