Baggern ist ja eigentlich nicht so die Sache einer BMW. Den Motorrädern der Deutschen kann man ja viel nachsagen – vor allem Perfektionismus. Nur, der ist eben nicht sexy. Denn niemand mag Besserwisser, wie meine Frau nicht müde wird zu wiederholen. Umso erstaunlicher ist, was BMW Motorrad beim Concorso d'Eleganza Villa d'Este an die Öffentlichkeit schiebt. Die Concept 101. Eine Bagger. Fesch. Kuhl. Lässig. Entspannt. Mit Kultpotenzial. Und weil es eine BMW ist, natürlich mit einem Sechszylinder.
Der Name 101 mag für BMW-Fans verwirrend sein, denn nein, es handelt sich nicht um einen 1er mit einem erstaunlich kleinen Motor. Diesmal ist die Zahl im Namen weiter hergeholt. Nämlich vom Highway, der an den Designstudios der BMW-Group-Tochtergesellschaft Designworks in Newbury Park, Kalifornien, vorbeiführt.
101 steht aber auch für die rund 101 Cubic Inches und damit für jenen Hubraum des Reihen-Sechszylindermotors mit 1.649 Kubikzentimetern, den wir bereits aus der K1600 kennen.
"Endlose Highways", den "Traum von Freiheit" und die "Verkörperung von American Touring", das ist laut Edgar Heinrich, Leiter BMW Motorrad Design, die Concept 101. "Es war für uns sehr spannend, diese Big-Tourer-Studie zu entwerfen, denn mit solch einem Motorradkonzept haben wir uns bisher noch nicht beschäftigt", sagt er bei der Präsentation.
Die Front als dominanter, herausragender Punkt des Motorrads und die damit wohl einhergehende Kopflastigkeit sind für BMW nicht gewöhnlich. Aber gut, es ist auch nicht üblich, dass BMW nicht mit wohlüberlegter Zurückhaltung die Leistungsdaten seiner Motorräder zitiert. Diesmal ist alles anders. Technische Daten Fehlanzeige, dafür gibt es ein mutiges Design dank der geübten Hände von Custom-Bike-Zeichner Roland Sands.
Gebürstetes Aluminium an der bulligen Front trifft auf fette Koffer am Heck, die sich gemeinsam mit den aufsehenerregenden Hecklichtern galant in das Motorrad integrieren. Die drei Endtopf-Öffnungen an jeder Seite sollen an den Sechszylinder erinnern. Die richtigen Reinfetzer sind aber die dunklen Flächen auf der Seite, die aus gefrästem und nur geöltem Holz bestehen.
Da liegt nur noch eine Frage auf der Hand: Ob BMW je eine Bagger wie die Concept 101 vom Band laufen lassen wird. Elemente davon werden jedenfalls demnächst in den Serienbau einfließen, lässt sich Stephan Schaller, Leiter BMW Motorrad, in die Karten blicken. Und vermutlich kommt da noch mehr, denn die nineT wurde ursprünglich auch nur als Studie präsentiert – und der für BMW besonders interessante Markt in Nordamerika steht ja bekanntlich aufs Baggern auf zwei Rädern. (Guido Gluschitsch, 27.5.2015)
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