Bild nicht mehr verfügbar.

Ein neues Netzwerk soll einen Beitrag leisten, Homo-, Bisexuelle und Transgender-Personen weiter zu entkriminalisieren.

Foto: APA/EPA/GEORG HOCHMUTH

St. Pölten - Sie ist immer dort gefragt, wo es Probleme zwischen Menschen gibt: die Soziale Arbeit. Seit nun fast 15 Jahren kann man Soziale Arbeit in Österreich als eigenes Fachhochschulstudium studieren. Mit der Einbettung in das Hochschulsystem hat die Professionalisierung des Feldes an Tempo aufgenommen, sagt Peter Pantucek-Eisenbacher. So habe auch die Forschungs- und Publikationstätigkeit sehr zugenommen, was stark auf die Praxis ausstrahle. Pantucek-Eisenbacher leitet das Department Soziales an der Fachhochschule St. Pölten, wo letzte Woche Donnerstag der erste "Social Work Science Day" stattfand - ein Forum für Sozialarbeitswissenschafter, Sozialarbeiter und Pädagogen aus Österreich und umliegenden Ländern.

In Diskussionen, Vorträgen und Workshops ging es darum, die dringendsten Baustellen in dem Arbeits- und Forschungsfeld auszumachen und Lösungsansätze zu entwerfen. Es entwickle sich rasant und sehr dynamisch "auf quantitativer wie qualitativer Ebene", sagt Pantucek-Eisenbacher. Rein quantitativ sei festzustellen, dass die Branche kontinuierlich und unbeeinflusst von Krisen wachse, ebenso wie ihr Personalstand. Auch tun sich neue Bereiche auf, wie etwa die "Offene Kinder- und Jugendarbeit", die in den letzten Jahren ausgebaut wurde und immer noch im Wachsen begriffen ist. Darunter versteht man das Schaffen von unverbindlichen, kostenfreien und niederschwellig zugänglichen Aktivitäten und Einrichtungen für Junge.

"Wesentlich neu ist auch die Unterstützung von Kommunen bei der Entwicklung einer sozialen Organisation", sagt Pantucek-Eisenbacher. Gemeinwesenbezogene Einsatzbereiche der Sozialen Arbeit seien zunehmend nachgefragt und erhielten aktuell eine wesentlich größere Bedeutung. "Das braucht neues Wissen, andere Methoden und ein anderes Berufsprofil." Es handle sich um eine beratende Tätigkeit in der Entwicklung der Gesellschaft.

Interdisziplinärer Zugang

Beraterin ist die Soziale Arbeit also im Umgang damit, was man als sozialen Wandel bezeichnet. "Große Demographische Tendenzen, wie Alterungsprozess und Migration sind im öffentlichen Diskurs sehr negativ konnotiert. Sie beinhalten aber auch Chancen", sagt Pantucek-Eisenbacher. Um diese stark zu machen, sei eine Soziale Arbeit mit interdisziplinärem Zugang gefragt. So werde etwa aktuell viel in Richtung öffentliche Sozial- und Gesundheitsversorgung geforscht.

Eine weitere dringende Baustelle, die beim "Social Work Science Day" benannt wurde, ist das Schaffen von größerer Akzeptanz und die Entkriminalisierung der LGBT-Gemeinschaft - Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender. Im Zuge der Veranstaltung wurde dazu ein Netzwerk gegründet. "Dieses Thema taucht auch auf, wo man es auf den ersten Blick nicht erwarten würde, etwa bei der Arbeit mit Flüchtlingen."

Auf struktureller Ebene zählt der Sozialarbeitswissenschafter fehlende Forschungsgelder zu einer grundlegenden Problematik der jungen Wissenschaft. "Wir können unserem Forschungsauftrag nur eingeschränkt nachkommen." Das liege an der allgemein geringen Dotierung von sozialwissenschaftlicher Forschung, aber auch daran, dass ein Großteil der Organisationen der Sozialen Arbeit auf Fördermittel der öffentlichen Hand angewiesen seien und Forschungsfinanzierung hier nicht vorgesehen ist. (Julia Grillmayr, 27.5.2015)