In einem ersten Schritt hat Neukaledonien Zonen definiert, in denen die Schleppnetzfischerei und der Fang von bedrohten Haiarten sowie von Seeschildkröten generell verboten sind: Das französische Überseegebiet erklärte 98 Prozent seines Territoriums zum Naturpark.

Foto: NCTPS/Pierre Laboute

Weltmeere zu retten ist eine gute Beschäftigungstherapie für "lahme Enten". Als eine der letzten Amtshandlungen ließ der abgewählte US-Präsident George W. Bush 2009 das damals weltgrößte Meeresschutzgebiet im Südpazifik einrichten. Nun möchte es ihm "lame duck" Barack Obama gleichtun, nachdem er die Mehrheit im Kongress verloren hat. Im April 2015 kündigte der amtierende US-Präsident an, ein bestehendes Schutzgebiet in der Nähe von Hawaii um das Neunfache ausweiten zu wollen. Ein entsprechender Erlass könnte am Jahresende in Kraft treten. Der Widerstand der Fischereiindustrie ist allerdings massiv. Das geschützte Gebiet könnte erneut das größte der Welt sein - aktuell ist Australien der Rekordhalter mit 3,1 Millionen Quadratkilometern maritimer Reservate.

Fangquoten durchsetzen

Da wie dort handelt es sich um einen Fleckerlteppich aus nicht miteinander verbunden Seegebieten, in denen menschliche Aktivitäten meist nur eingeschränkt sind, um Ressourcen zu schonen. Lediglich ein Prozent der US-Hoheitsgewässer verfügt über einen so strengen Schutzstatus, dass dort alle Entnahmen (Lebewesen oder Rohstoffe) verboten sind. Ein Problem solcher geografisch weiträumiger Schutzzonen auf hoher See ist die Durchsetzung von Fangquoten und deren Kontrolle. Oft steht der Begriff "Meeresschutzgebiet" daher im Verdacht, nur eine zahnlose Willensbekundung zu dokumentieren oder gar der besseren touristischen Vermarktung zu dienen.

Naturpark Neukaledonien

Umso bemerkenswerter wirkt da die Initiative, die Neukaledoniens Regionalregierung im April 2014 ergriff: Das französische Überseegebiet erklärte 98 Prozent seines Territoriums zum Naturpark. Kein Schelm, wer dabei denkt, dass der Begriff "Naturpark" einiges offenlässt in Bezug auf die Strenge seiner Wächter. Genau genommen kennt die International Union for Conservation of Nature (IUCN), die eine siebenstufige Klassifikation für maritime Schutzgebiete festgelegt hat, diesen Status nicht einmal.

Allerdings wurden für die insgesamt 1,3 Millionen Quadratkilometer - das entspricht in etwa der doppelten Fläche des Mutterlandes Frankreich -, die in geringem Maß auch Landmasse, Mangroven und andere Übergangsgebiete unter Schutz gestellt hat, sehr detaillierte Nutzungspläne erstellt.

Zehn Prozent bis 2020

In einem ersten Schritt hat Neukaledonien Zonen definiert, in denen die Schleppnetzfischerei und der Fang von bedrohten Haiarten sowie von Seeschildkröten generell verboten sind. Die Umweltschutzorganisation Conservation International, von der sich die Regionalregierung seit 14 Jahren beraten lässt, erarbeitet auf der Basis von Forschungsergebnissen Pläne für die Umsetzung der Naturpark-Richtlinien.

Vor Neukaledonien haben übrigens auch die Cookinseln über eine Million Quadratkilometer mariner Gebiete unter Schutz gestellt. Da könnte fast der Eindruck entstehen, ein neuer nationaler Wettbewerb um den größten Naturpark im Pazifik sei entfacht. Stimmt schon. Allerdings wurde auf dem Biodiversitätsgipfel in Nagoya vereinbart, dass bis 2020 zehn Prozent der Weltmeere unter Schutz stehen. Derzeit sind es gerade einmal drei Prozent. (saum, Rondo, 29.5.2015)