Bild nicht mehr verfügbar.

Der IZD-Tower in Wien beherbergt zahlreiche Unternehmen wie Santander. Für Aufsehen sorgt jedoch die Dependance der US-Botschaft

Foto: APA/Kazakov

Mit der Veröffentlichung verdeckt geschossener Fotos, die Bauarbeiten in der US-Botschaft in Wien dokumentieren, hat der grüne Abgeordnete Peter Pilz für Aufregung gesorgt. Schon länger wird vermutet, dass in der US-Botschaft für den Wiener Sitz der Vereinten Nationen spioniert wird: Am Dach der Dependance, die in den oberen Stockwerken des IZD-Towers gegenüber der UNO angesiedelt ist, befindet sich eines jener mysteriösen Häuschen, die dem Special Collection Service (SCS) von NSA und CIA als Abhörstation dienen sollen.

Humint für Sigint

Eine geheimische Depesche des US-Außenministeriums aus dem Jahr 2009, die auf Wikileaks veröffentlicht worden war, liefert nun mehr Einblicke über die Spionagetätigkeiten der US-Geheimdienste in Wien. Dort werden Mitarbeiter der US-Botschaft aufgefordert, Informationen über Mitarbeiter der Vereinten Nationen zu sammeln. Dies erfolgt im Namen der "Humint Collection Directive". Humint steht in der Geheimdienst-Community für "Human Intelligence", also menschliche Quellen. Demgegenüber ist SIGINT das Abfangen elektronischer Signale, mit dem sich vor allem die NSA befasst.

Selektoren

Humint ist nötig, um Sigint analysieren zu können: Hier kommen die sogenannten "Selektoren" ins Spiel, aufgrund derer massenhaft abgefangene Verkehrsdaten sortiert werden. Dabei handelt es sich etwa um Telefonnummern oder E-Mail-Adresse von Zielobjekten – also genau jene Infos, die US-Botschaftsmitarbeiter laut Wikileaks-Depesche einsammeln müssen. "Mit diesen Selektoren werden dann die österreichischen Daten, die durch die SCS-Antennen auf US-Botschaft und US-Mission, am Telekom-Knoten Frankfurt, über direktes Hacken einzelner Rechner und über Satelliten abgeschöpft wurden, durchsucht", schreibt Pilz auf Facebook.

Eklat um Pilz

Die US-Botschaft hatte zuletzt vehement gegen das Vorgehen von Pilz protestiert: Denn der grüne Politiker hatte Fotos von Mitarbeitern der US-Botschaft unverpixelt veröffentlicht. Dabei soll Pilz laut US-Botschaft auch noch "deren Beruf und Staatsbürgerschaft falsch angegeben" haben. Pilz reagierte darauf, indem er ein verpixeltes Foto der US-Botschafterin online stellte. Ob die US-Botschaft diplomatischen Protest gegen Pilz‘ Vorgehen einleiten wird, wollte man auf Anfrage des STANDARD nicht kommentieren. "Zu dieser Causa äußern wir uns nicht mehr", so eine Sprecherin. (fsc, 26.5.2015)