Ein Stich vom Weibchen der Gelbfiebermücke (Mitte) kann tödliche Folgen haben. Männchen (links) sind dagegen völlig harmlos.

Illustration: Emil August Goeldi

Washington/Wien - Das Weibchen der Gattung ist tödlicher als das Männchen, wusste schon der Schriftsteller Rudyard Kipling, der sich lange in tropischen Regionen aufhielt. Kiplings Diktum trifft in jedem Fall auf Stechmücken aller Art zu, die Malaria, Gelb- und Denguefieber oder andere üble Krankheiten übertragen. Denn nur die Weibchen stechen.

Bisherige biotechnologische Strategien gegen die Blutsaugerinnen zielten unter anderem darauf ab, sie unfruchtbar zu machen oder sie mit genmanipulierten Männchen zu paaren, die für tödlich kranken Nachwuchs sorgen. Eine neue Entdeckung könnte nun diese Strategie der Moskitoausrottung erleichtern: Forscher haben nämlich das Gen gefunden, das Gelbfiebermücken (Aedes aegypti) männlich macht.

Dass ein Gen auf Chromosom 1 die Geschlechtsentwicklung der Tiere steuert, war der Wissenschaft seit langem bekannt. Nun wurde die Suche verfeinert: Zunächst sequenzierten Forscher zahllose Erbgutbruchstücke von Männchen und Weibchen. Dann suchten sie jene DNA-Abschnitte, die bei Männchen deutlich häufiger auftraten. Und im dritten Schritt fahndeten sie nach Genen, die in Moskitoembryos aktiv sind.

Das Ergebnis der Suche war nicht nichts, sondern das neue Gen "Nix". Wurde "Nix" in weiblichen Embryos aktiviert, so entwickelten sich daraus überwiegend männliche Moskitos, schreiben die Forscher im Fachblatt "Science".

Diese genetische Geschlechtsumwandlung könnte biotechnologische Strategien zur Moskitobekämpfung erleichtern, weil Männchen gezielter züchtbar wären, die für tödlich kranken Mückennachwuchs sorgen. Das Diktum von Kipling würde sich so freilich ins Gegenteil verkehren. (Klaus Taschwer, DER STANDARD, 23.5.2015)