Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: dpa/Armin Weigel

Eines muss man Tom Neuwirth lassen: Zur Verwurstung des Landes hat der Mann beigetragen wie kein Zweiter. Die "Wurst" hat sich Neuwirth bekanntlich deshalb zum Nachnamen erkoren, weil er ausdrücken wollte, dass es gleichgültig sei, "woher man kommt und wie man aussieht". Nur: Warum greifen wir eigentlich just zur Wurst, um zu sagen, dass wir jemandem oder etwas gefühlsmäßig indifferent begegnen?

Lutz Röhrich vermutet in seinem Standardwerk über die deutschen Redensarten, möglicherweise sei an die Gleichartigkeit der Wurstenden gedacht worden: Es ist wurst, an welchem die Wurst angeschnitten wird. Vielleicht war es aber auch so, dass die Wurst früher im Vergleich zum Sonntagsbraten geringschätzig betrachtet wurde.

Mangelnde Anerkennung der Wurst geht auch aus den Redensarten "Das kannst du in die Wurst hacken" bzw. "Das ist für die Würscht" hervor. Beide meinen: Das taugt nichts, ist nichts wert. Lieber als das Kraut wird die Wurst aber allemal gegessen, wie die Wendung "verschwinden wie das Würschtel vom Kraut" nahelegt ("spurlos verschwinden", Robert Sedlaczek, Wörterbuch des Wienerischen). Unbekannt, aber bildkräftig ist das schwäbische "Jemandem eine hölzerne Wurst aufs Kraut legen" ("ihn prügeln"): Die Holzwurst erinnert dabei an die ebenfalls schmerzhafte polizeiliche "Gummiwurst". Eine Sprachnovität, die man gelegentlich hört, ist das Sprüchlein "Das ist mir Conchita". Erraten: Auch dieses verdanken wir Thomas Neuwirth. (win, 23.5.2015)