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Ungeliebte männliche Küken: Ein Ausweg könnten Zweinutzungshühner sein.

Foto: APA/Peter Endig

Im Jahr 2014 wurden in Österreich 9,4 Millionen männliche Küken unmittelbar nach dem Schlüpfen getötet. Die Küken werden entweder in einer Häckselmaschine zerkleinert oder mit Kohlendioxid erstickt. Einige tote Küken werden von Tiergärten genutzt, der Großteil wird jedoch zu Tiermehl verarbeitet oder verbrannt. Die Bio-Industrie stellte hier bislang keine Ausnahme dar.

Grund ist, dass die Geflügelzucht hochspezialisiert ist. Es gibt Masthühner, die in einem kurzem Zeitraum viel Fleischmasse ansetzen. Und es gibt Legehennen, die besonders viele Eier legen. Die männlichen Nachkommen der Legehennnenrassen bleiben bei diesem Wettlauf übrig. Sie setzen wenig und langsam Fleisch an. Sie haben keinen wirtschaftlichen Wert. Rund die Hälfte aller Legehennenküken werden daher auch in Österreich gleich nach dem Schlüpfen "entsorgt".

Nun könnte es zu einer Branchenlösung bei der Bio-Eierproduktion kommen. In Zukunft dürften dann Eier nur noch als "Bio" verkauft werden, wenn auch die männlichen Küken im Freiland noch zwei Monate gemästet und für den menschlichen Fleischkonsum genutzt werden. Entsprechende Gespräche zwischen Brütereien, Bio-Eierproduzenten und Lebensmittel-Einzelhandel in Österreich stehen kurz vor dem Abschluss. Den Weg geebnet hat ein Pilotprojekt von Vier Pfoten, das vor zwei Jahren startete. Als möglichen Beginn nennt Kornel Cimer, der das Projekt betreut hat, Anfang 2017.

"Die meisten Konsumenten von Bio-Eiern haben noch nie davon gehört", sagt Cimer. Das liege daran, dass nicht darüber geredet wurde. Die Bio-Branche habe sich schon immer für diese Praxis "geniert", sagt er.

Zweinutzungshuhn als Lösung

Ein Ausweg könnten auch Zweinutzungshühner sein, die beides können: Eier legen und Fleisch ansetzen. Diese Rassen sind jedoch nicht auf absolute Höchstleistung getrimmt. Sie legen kleinere und weniger Eier, statt 300 "nur" rund 250 im Jahr. Und sie legen nicht so rasch Masse an. Das behandelt einen weiteren wunden Punkt in der Massentierhaltung, der selten angesprochen wird: Höchstleistung kann zu starken Schmerzen und gesundheitlichen Schäden führen. "Bei schnell wachsenden Tieren kommt es immer wieder zu Knochendeformierungen, da sie ihr Gewicht nicht mehr tragen können", nennt Cimer ein Beispiel.

Den Hennen wird eine geringere Legeleistung abverlangt, die Gockel werden schonender im Freiland gemästet. Die Entscheidung, ob dafür im Supermarkt mehr gezahlt wird, trifft der Konsument. (Julia Schilly, 2.6.2015)