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SPÖ-Landesrätin Gaby Schaunig setzt Kärntens Sparpaket um.

FOTO: APA/HERBERT NEUBAUER

Ihre zuletzt häufigen Besuche in Wien waren eine Gratwanderung. Einerseits musste Gabriele "Gaby" Schaunig angesichts der Größe des Kärntner Finanzlochs und der dringend benötigten Kredithilfe Verständnis für den Finanzminister zeigen. Andererseits musste die Kärntner Finanzlandesrätin doch immer wieder darauf pochen, dass das "Erfinden" von Sparmaßnahmen und deren Umsetzung Landessache - und damit ihr ureigenstes Geschäft - bleiben müsse.

Es scheint, als sei der 50-jährigen SPÖ-Politikerin die Gratwanderung wieder einmal gelungen: Kärnten hat jedenfalls den 343-Millionen-Kredit. Jetzt darf sie eigenständig sparen. Wie sie das tun wird, ist weitgehend offen. Angesichts der Proteste gegen Schulfusionen, die sich gerade im Land formieren, ist auch hier mit Schaunig'schen Gratwanderungen zu rechnen.

Darin hat sie ausreichend Übung: Die Juristin hat in ihrer politischen Karriere unzählige Balanceakte hinlegen müssen, um angesichts der zahlreichen (männlichen) Attacken nicht abzustürzen. 1999 vom Villacher Bürgermeister Helmut Manzenreiter als "Quereinsteigerin" geholt, wurde sie zwar nördlich der Pack als "Kärntner Lichtgestalt" bejubelt - aber umso heftiger intern bekämpft.

Koalition mit Haider aufgekündigt

2006, sie war mittlerweile selbst Parteichefin, kündigte sie den Koalitionspakt mit Jörg Haider auf. Das hinderte die roten Bürgermeister nicht daran, hinter ihrem Rücken mit dem Landeschef zu packeln. Immer wieder kritisierte sie das "System Haider" - wenn auch deutlich schaumgebremst, etwa beim überteuerten Seenankauf durch das Land, der ihren Parteifreunden aus dem ÖGB wichtig war.

Als sie sich 2008, nach endlosen Scharmützeln mit Haider aus der Politik zurückzog, sahen das die meisten als temporäre Verschnaufpause an. Sie habe damals ihren Mann und ihre Tochter vor Haiders Untergriffen schützen wollen, sagte sie.

Als sich Kärnten nach dem Hypo-Debakel an seinen eigenen Abgründen wiederfand, holte sie der neue SPÖ-Chef und Landeshauptmann Peter Kaiser in seine wichtigste Regierungsposition zurück. Schaunig gilt als ehrgeizig und zielstrebig, und das wird ihr, wie oft bei Frauen, auch negativ ausgelegt. Sie soll sich gut mit Kaiser verstehen; dennoch werden ihr Ambitionen auf sein Amt nachgesagt.

Das Zeug dazu hätte sie, sagen die, die sie mögen. Die Ellbogen auch, ergänzen die, die sie nicht mögen. Wie auch immer die Karriere der Gaby Schaunig weitergeht: Eine Gratwanderung wird sie wohl bleiben. (Petra Stuiber, 20.5.2015)