Kinder, deren Eltern über niedrige Bildungsabschlüsse verfügen und zugleich auch noch wenig verdienen, haben es im österreichischen Schulsystem besonders schwer. Ihren Eltern fehlt öfter als der "Bildungselite" das Wissen, um sie beim Lernen zu unterstützen – und auch das nötige Kleingeld, um teure Nachhilfe zu bezahlen.

Schuld an der Misere seien die Eltern, weil sie ihren Erziehungsauftrag nicht ausreichend erfüllen. Schuld seien die Kinder selbst, weil sie sich nicht konzentrieren. So lautet mehr oder weniger direkt die Analyse konservativer Kräfte, die sagen: Jeder ist seines Glückes Schmied.

In Wahrheit handelt es sich um einen Systemfehler, in dem Verlierer- und Siegerkinder bereits in der vierten Volksschulklasse definiert werden. Ein System, das Schwache sehenden Auges zurücklässt, wenn sie eben nicht mithalten können. Und um ein System, in dem Lehrer, sollten sie ihrer großen Verantwortung nicht gerecht werden, keine ernsthaften Konsequenzen zu erwarten haben.

Viele Pädagogen zeigen mit modernen Unterrichtsmethoden, in zeitgemäßen Schulmodellen und mit viel Engagement vor, wie man den Nachhilfebedarf der Schüler reduziert. Die Politik müsste den Mut und den Willen haben, ebendieses Engagement flächendeckend zu forcieren. Und natürlich auch die nötige Infrastruktur – Sozialarbeiter inklusive – bereitstellen. (Katrin Burgstaller, 20.5.2015)