Die koronare Herzerkrankung (KHK) ist eine der häufigsten Herzerkrankung in der westlichen Welt. Sie entsteht dadurch, dass sich Herzkranzgefäße in einem langen, schleichenden Prozess verengen, sodass die Durchblutung des Herzens behindert wird.

Eine Bypassoperation oder Stentbehandlung kommt in Betracht, wenn Medikamente nicht wirken und es trotzdem häufig zu Angina-Pectoris-Anfällen kommt, weil die Engstellen (Stenosen) die Lebenserwartung beeinträchtigen.

KHK-Patienten haben nach einer Bypassoperation oft anhaltende oder wiederkehrende Angina-Pectoris-Beschwerden. Jedoch finden sich häufig trotz einer Katheteruntersuchung (Koronarangiografie) keine behandlungsbedürftigen Verengungen der Herzkranzgefäße als Ursache der Beschwerden.

Wissen, was tun

Dass diese Beschwerden durch Krämpfe der Herzkranzgefäße, so genannte Koronarspasmen, verursacht werden können, die einer medikamentösen Behandlung bedürfen, haben systematische Untersuchungen im Rahmen einer Studie gezeigt, bei denen erstmals ein spezieller Test, der Acetylcholintest (ACH-Test), zur Ursachenklärung eingesetzt wurde.

Die Forschung von Peter Ong von der Abteilung für Kardiologie am Zentrum für Innere Medizin III des Robert-Bosch-Krankenhauses Stuttgart spielt eine zentrale Rolle. Der Acetylcholintest ermöglicht eine gezielte Behandlung der Koronarspasmen.

"Die Forschungserkenntnisse erleichtern eine zielgerichtete Behandlung der Beschwerden von bypassoperierten Herzpatienten und helfen unnötige diagnostische Maßnahmen zu vermeiden, da frühzeitig Koronarspasmen als Ursache der Beschwerden identifiziert, zugleich aber Durchblutungsstörungen ausgeschlossen werden können", kommentiert Thomas Meinertz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung, hervor, die Ongs Arbeit ausgezeichnet haben.

Beschwerden simulieren

"Der Acetylcholintest ermöglicht es den Ärzten, im sicheren Umfeld der Klinik die gleichen Beschwerden zu erzeugen, die die Patienten zu Hause spüren, um dann eine gezielte Therapie einzuleiten. Dieses Verfahren ist deshalb von hohem Nutzen für die klinische Praxis."

In der Studie untersuchten Ong und Kollegen 40 Patienten, die zuvor einer Bypass-Operation am Herzen unterzogen worden waren und eine anhaltende, wiederkehrende Angina pectoris (25 Prozent Belastungs-Angina, 33 Prozent Ruhe-Angina, 42 Prozent gemischte Angina) und keine bedeutsamen Verengungen der Herzkranzgefäße oder der Bypässe aufwiesen (73 Prozent Männer, Alter im Mittel 70 plus/minus zehn Jahre, Dauer nach der Bypassoperation im Mittel 5,5 Jahre).

Der Acetylcholintest als Indikator

Bei 78 Prozent der Patienten zeigte sich eine Verkrampfung der Herzkranzgefäße als Ursache für die Beschwerden. Bei zwölf Prozent der Patienten war der Acetylcholintest unauffällig. Daher sind Koronarspasmen insbesondere bei Patienten nach einer Bypass-Operation, bei denen keine behandlungsbedürftige Engstelle zu finden ist, eine wichtige Erklärung für die Beschwerden.

"Der Test ist bei diesen Patienten nützlich, um die Ursache der Beschwerden rasch zu klären und eine zielgerichtete medikamentöse Therapie einleiten zu können. Diese besteht neben der medikamentösen Therapie der koronaren Herzkrankheit in der Regel aus Calziumantagonisten und Nitratpräparaten", erläutert Ong.

In weiteren Untersuchungen sollen diese Erkenntnisse weiterverfolgt werden. Im Kampf gegen die Sterblichkeit durch die koronare Herzkrankheit (KHK) ist die Erforschung neuer Therapieansätze von großer Bedeutung. (red, 20.5.2015)

Originalpublikation

Recurrent angina pectoris in patients with previous cardiac bypass operation but without progression of epicardial stenosis – role of functional coronary vasomotor abnormalities assessed by acetylcholine provocation testing