Ein Foto der Fabrik, bei einer Info-Veranstaltung aufgepinnt.

Foto: Robert Newald

Angern/Wien – Bis in 50 Zentimeter Tiefe wurde das Erdreich einer Siedlung in Angern an der March abgetragen, um dann mit neuer Erde wieder befüllt zu werden. Langsam wachse das Gras nun wieder, sagt der Besitzer eines der umgegrabenen Gärten. "Wir brauchen jetzt Regen", meint der Mann. Das gilt auch für die Eigentümer 47 weiterer Grundstücke im 3300-Einwohner-Ort: Am Dienstag meldete die Bundesaltlastensanierungsgesellschaft (Balsa), der Bodenaustausch sei nun bei ihnen allen erfolgt.

In der Gemeinde im niederösterreichischen Bezirk Gänserndorf befand sich 1860 bis 1924 eine Teerproduktefabrik und eine Fabrik, in der Holzimprägnierungsmittel hergestellt wurden. Bei der Schließung wurden mit giftigen Stoffen gefüllte Wannen einfach zugeschüttet. Das Brunnenwasser, mit dem Bürger jahrelang den Rasen gossen, war entsprechend belastet. Man fand Rückstände von Arsen, Quecksilber und Blei.

Nicht alle machten mit

57 Grundstückseignern wurde der Austausch der Bodenoberfläche angeboten, nicht alle wollten den Garten umgraben lassen. Im Dezember 2013 begann das Vergabeverfahren für die Arbeiten, ursprünglich sollten die Bagger im Frühjahr 2014 anrollen, doch es war erst im Herbst so weit. Die Kosten: rund fünf Millionen Euro.

Derzeit wird versucht, den Verursacher der Altlast zu belangen. Der ehemalige Fabriksinhaber lehne eine Kostenübernahme ab und habe gegen einen Bescheid Berufung eingelegt, teilte die Balsa mit. Für Sanierungsfälle, bei denen der Verursacher nicht haftbar gemacht werden kann, ist das Umweltministerium zuständig.

"Wie vor 50 Jahren"

Im Garten jenes Angerner Bürgers, der sich dieser Tage über Regen freut, "schaut es jetzt aus wie vor 50 Jahren". Er sei "im Großen und Ganzen zufrieden mit dem Ergebnis der Arbeiten", sagt der Mann, doch etwas Kritik kann er sich dann doch nicht verbeißen. "Die schöne Erde haben sie abgeführt und das Klumpert haben sie gebracht", meint er. Viele Steine fänden sich nämlich im neuen Erdreich. Das Gras wächst trotzdem – über Reste der Altlast. (Gudrun Springer, 20.5.2015)