Ein paar Wochen haben sie zugeschaut, aber jetzt ist für die kroatischen Behörden Schluss mit lustig, und der Gründer von "Liberland", der Tscheche Vít Jedlicka, darf nicht seinen neuen Staat besiedeln, sondern stattdessen eine Gefängniszelle. Liberland, sieben Quadratkilometer klein und in einer Donauschleife zwischen Kroatien und Serbien im Niemandsland - so sieht es zumindest der Staatsgründer - gelegen, wurde Mitte April ausgerufen.

Das ist nicht das erste Mal, dass ein tatkräftiger Mensch oder ein Spinner - je nach historischem Kontext - Territorium unklarer Zugehörigkeit für sich beansprucht. Aber ein Staat braucht auch ein Staatsvolk: Und da zeigt sich, dass von über 300.000 Internet-Anträgen auf Staatsbürgerschaft 20.000 aus Ägypten kommen (Stand Ende April). Ein großer Scherz? Es gibt angeblich Zweifel daran, ob allen Antragstellern die Fiktivität ihres Auswanderungsziels bewusst ist.

Vielleicht wollen sie ja unbedingt an einen Staat glauben, dessen höchstes Verfassungsprinzip "Leben und leben lassen" lautet und in dem jeder Extremismus verboten ist.

Mehr als 60 Prozent der jungen Ägypter würden gerne ihre Heimat verlassen, sagen Statistiken. Hier wird die Geschichte von Liberland todernst. Wenn es nicht bald gelingt, den jungen Menschen den Glauben an die Zukunft im Nahen Osten wiederzugeben, wird es hierzulande nicht bei provisorischen Zeltstädten bleiben. (Gudrun Harrer, 19.5.2015)