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Eric Papilaya vertrat Österreich 2007 beim Song Contest. Endstation war allerdings bereits im Semifinale.

Foto: APA/Ali Schafler/ORF

Wien – Werden österreichische Künstler im Radio systematisch benachteiligt, oder fehlt den Senderverantwortlichen einfach nur der Mut auch unbekanntere Interpreten zu spielen? Kein öffentlich-rechtliches Radio in der European Broadcasting Union sendet weniger heimische Musik als der ORF, sagt die österreichische Musikergilde.

In einer Pressekonferenz am Montag, gingen die IG Autorinnen Autoren und die Musikergilde dem auf den Grund. Da der Song Contest momentan in Wien stattfindet, wollen sie wieder auf die Situation der heimischen Musiker aufmerksam machen. Aber: "Es geht nicht um den Song Contest, sondern um die heimischen Musiker", stellte Moderator Gerhard Ruiss eingangs klar.

Kritik am Song Contest

Freilich behandelte die erste Wortmeldung just das Großevent: "Es ist ein unerträglicher Zustand, dass beim Song Contest keine Livemusik angeboten wird. Das Ganze wird zu einer Playback-Veranstaltung heruntergestuft. Wir fordern hier eine Änderung!", gibt sich Peter Paul Skrepek, Präsident der Musikergilde, kämpferisch. Vom ORF fordert er eine 40 Prozent Quote für heimische Künstler.

Eigene Quote nicht erfüllt

Der ORF hat sich selbst zwar zu einer Österreicher-Quote verpflichtet, hinkt dieser aber seit Jahren hinterher. Auf Ö3 hätte der Anteil im letzten Jahr bei 15 Prozent liegen sollen, erreicht wurden tatsächlich nur knapp zehn Prozent.

Altrocker Wilfried Scheutz und sein Sohn Hanibal, Sänger bei 5/8erl in Ehr'n, sehen eine Quote allein skeptisch: "Es darf halt auch nicht immer dasselbe gespielt werden. Durch Airplay in der Nacht werden Künstler nicht gehört, sondern nur die Quoten aufpoliert."

Mut zu Neuem

Sängerin und Tänzerin Bella Wagner sieht es ähnlich - sie fordert mehr Sendezeit und mehr Abwechslung bei den Genres: "Ich habe meine letzte Single an alle Radiostationen geschickt und bekam nur eine einzige Antwort, nämlich dass die Single nicht ins Programm passe." Sie fordert von den Sendern Mut, um Neuerscheinungen ein faire Chance zu geben.

Selbstvermarktung

Abseits der Quotenforderung nimmt Eric Papilaya, der wie auch Wilfried Österreich schon beim Song Contest vertreten hat, auch die Musiker in die Pflicht: "Ich glaube nicht, dass es rein am Verhandlungstisch möglich sein wird, die Sender dazu zu bringen, heimische Musik zu spielen. Der Fehler liegt auch bei den Musikern. Sie vermarkten sich schlecht und es fehlt manchmal die nötige Hartnäckigkeit oder sie sind schlechte Verkäufer."

Sich allein auf die Musikergilde zu verlassen hält Papilaya für einen Fehler. Vielmehr sollen die Künstler es schaffen, die Radios mit Kreativität zu überzeugen: "Eine Quotenregelung, die nicht für den ganzen Radiomarkt gilt, bringt nichts."

Politik kann ORF zwingen

Beim Thema Quoten meldet sich auch die Kunst- und Kultursprecherin der SPÖ, Elisabeth Hakel, zu Wort: "Man kann Quoten auch gesetzlich verankern, auch wenn es der ORF nicht glaubt. Funktioniert es nicht freiwillig, so halt gesetzlich."

Insbesondere im ORF-Gesetz wäre das möglich, sagt Hakel: "Auf Privatsender hat man viel weniger Zugriff." (Andreas Haberl, 19.5.2015)