Geht es um eine seiner Athletinnen wie eben Skistar Anna Fenninger, dann gerät Klaus Kärcher sehr schnell ins Schwärmen. Welches Potenzial sie habe, was für ein Prachtmädel die Salzburgerin doch sei, welch ein Glücksfall für die Werbung! Kunststück, denkt man, schließlich verdient der 56-jährige Stuttgarter gutes Geld mit der Vermarktung von Sportlern.

Allerdings, der Enthusiasmus wirkt nicht aufgesetzt. "Der Kärcher ist ein Überzeugungstäter", sagt Kärcher, den Die Zeit Mitte der 1990er als Ikonenhändler titulierte, nachdem er seinen ersten werbetechnischen Coup gelandet hatte. Kärcher besorgte seinerzeit Magdalena Brzeska, einer 17-jährigen Sportgymnastin, Werbeverträge in nicht für möglich gehaltenen Dimensionen. Selbst ließ sich der davor gescheiterte Student der Veterinärmedizin, aber erfolgreich freischaffende Fotograf von seiner Ehefrau Ute beraten, die einige Jahre in einer Sportmarketingagentur gewirkt hatte.

Brzeska diente einem Stuttgarter Immobilienlöwen zur Imagepolitur, Kärcher sorgte für das dementsprechende Auftreten der vielfachen deutschen Meisterin, inszenierte die Randsportlerin als mondänes, offenherziges Covergirl mit wohltätiger Ader.

Sportlicher Erfolg, der Stellenwert der Sportart und die Persönlichkeit, gebildet durch Charakter und Aussehen, entscheiden für Kärcher über den Grad der Vermarktbarkeit eines Sportlers. Seine Agentur Vitesse Kärcher mit Sitz in Fellbach bei Stuttgart betreut Arrivierte, wie die ehemalige Eisschnellläuferin Anni Friesinger oder den Kunstturner Fabian Hambüchen, aber auch Nachwuchshoffnungen. Kärcher, Vater zweier Töchter, hat es sich zum Prinzip gemacht, in jeder Sportart nur einen Klienten zu betreuen, um Interessenskonflikten vorzubeugen.

Fenninger, deren Vertretung in die VITAU Kärcher GmbH ausgelagert ist, erfüllt für Kärcher alle Anforderungen für die Etablierung einer Marke - und zwar zu jeweils 100 Prozent. Dass sich die 25-Jährige aus Adnet bei Hallein als Laureus-Botschafterin dafür einsetzt, sozial benachteiligten Kindern Zugang zum Sport zu verschaffen, trifft ebenso Kärchers Geschmack wie ihre Leidenschaft für die bedauerlicherweise bedrohten Geparde. Kärcher hat Fenningers Leidenschaft für die flottesten aller Landraubtiere gefördert. Dass es mit dem von einem Überzeugungstäter geführten ÖSV Streit um die Beute der flottesten aller Skirennläuferinnen gibt, verwundert nicht. (Sigi Lützow, 18.5.2015)