New York - Auffällig viele der reichsten Menschen der Welt sind Studienabbrecher. Man denke nur an Bill Gates oder Mark Zuckerberg. James "Jim" Harris Simons hingegen, dessen Vermögen von "Forbes" im März 2015 auf schlanke 15 Milliarden US-Dollar geschätzt wurde, hat nicht nur ein Mathematikstudium abgeschlossen, sondern war etliche Jahre lang höchst erfolgreich in seiner Disziplin tätig.

Seine Arbeit über die sogenannten Chern-Simons-Formen (1974) fanden auch Anwendungen in der Physik, etwa in der Stringtheorie oder der Knotentheorie. Während des Vietnamkriegs arbeitete Simons in Princeton als Code-Knacker – erfolgreich, wie er im hier empfohlenen Interview sagt. Details dürfe er aber nicht verraten, weil die Sachen immer noch geheim sind, so der heute 78-Jährige.

Das Interview, das den Kollegen von "Numberphile" da in Manhattan gelang, ist eines der ganz raren von Simons. Der kluge Mann hat auch ein gutes Zitat parat, warum er die Öffentlichkeit aktiv scheut – entlehnt vom Esel Benjamin in Orwells Klassiker "Animal Farm": "God gave me a tail to keep off the flies. But I'd rather have had no tail and no flies."

Mit 38 Jahren verließ Simons die akademische Forschung und begann, mit dem kleinen Vermögen seiner Eltern (der Vater war Schuhfabrikant) zu spekulieren. Nach rund zwei Jahren versuchte er, den chaotisch anmutenden Preisentwicklungen an der Börse mit Statistik, Wahrscheinlichkeitsrechnung und Computermodellen beizukommen und Trends herauszulesen – auch diesmal mit Erfolg. Oder besser: mit großem Erfolg.

Der Rest ist Geschichte: Simons computergestützter "Renaissance Technology" Hedgefonds wurde zu einem der ertragreicheren, 2006 nannte ihn die "Financial Times" den smartesten Milliardär der Welt. Smartness bedeutet in dem Fall auch, dass Simons mittlerweile gemeinsam mit seiner Frau und einer Stiftung Grundlagenforschung in großem Maßstab fördert, weil er von ihrer Wichtigkeit überzeugt ist – nicht zuletzt als Grundlage aller technologischen Innovationen.

Simons kümmert sich aber auch um die Ausbildung in seinem Fach, das ihn zum Milliardär machte: Weil in den USA viele Mathematiklehrer von Google, Facebook und anderen Firmen abgeworben werben, die ihnen viel mehr Geld bieten, stockte er Mathematiklehrern, die in Schulen blieben, das Jahresgehalt um 15.000 US-Dollar auf.

Amerika, Du hast es wieder einmal besser!

--> Youtube (Interview, Kurzversion): Numberphile: Billionaire Mathematician

Numberphile

--> Youtube (Interview, Langversion): Numberphile: James Simons (full length interview)

Numberphile2

--> Simons Foundation

(tasch, 20. 5. 2015)