Im Pressezentrum werden Getränke, etwa Wiener Leitungswasser, in Mehrweggläsern und -bechern angeboten.

Foto: Marco Schreuder

Produkte aus der Region.

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Mülltrennung ist obligatorisch.

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Neben der Inklusion von Menschen mit Behinderungen möchte der ORF auch in Sachen Nachhaltigkeit neue Maßstäbe setzen. Mit ungewissem Ausgang.

Bei jedem Song Contest in den vergangenen Jahren – mit Ausnahme von Aserbaidschan – versuchte sich die Stadt als umweltfreundlich darzustellen. Wenn etwa in Malmö alle Delegationen mit dem Fahrrad fahren konnten oder in Kopenhagen Plastikflaschen, besonders bei südeuropäischen Gästen beliebt, verpönt waren. Der ORF versucht jetzt neue Wege, und hat den Eurovision Song Contest als Green Event definiert. Die Kriterien dafür sind vom österreichischen Umweltzeichen des Umweltministeriums festgelegt. Einen europäischen Kriterien-Katalog gibt es jedoch (noch) nicht.

Energieeffizienz und Recycling

Die Kriterien sind sehr mannigfaltig, um hierzulande als "Green Event" durchzugehen. Die Energieeffizienz spielt bei den eingesetzten Geräten eine Rolle, aber auch der Einsatz von Energie, der ohne zusätzliche Aggregate auskommt. Der Fuhrpark besteht aus Hybrid-Autos und Elektroautos, die Materialien, die im Einsatz sind, wurden entweder aus recycelten Produkten entwickelt – wie etwa die Taschen, die alle Akkreditierten bekommen – oder werden nach Gebrauch recycelt, wie etwa die Planen und Teppiche, die im Pressezentrum verwendet werden. Die Kleidung der Volunteers besteht aus Fair-Trade-Baumwolle, Mülltrennung ist obligatorisch.

Versorgung mit regionalen Produkten

Die Versorgung der vielen im Pressezentrum arbeitenden wird vor allem mit regionalen Produkten bewerkstelligt und in Mehrweggläsern und -bechern angeboten, auch und vor allem Wiener Leitungswasser. Der Bio-Anteil des Caterings ist in etwa 30 Prozent. Schwieriger zu bewerkstelligen ist freilich die Anreise der Delegationen, die ohne Flugzeuge nicht auskommen. Sie wurden zwar gebeten, CO2-Kompensationen zu bezahlen, aber mehr ist da nicht drinnen, denn verpflichten konnte man niemanden.

Green Event künftig als Standard?

Wie nachhaltig der Gedanke ist, wird man erst sehen, wenn bekannt wird, wer den Eurovision Song Contest gewinnen und 2016 austragen wird. Die Nachhaltigkeitsbeauftragte des ORF, Hildegard Aichberger, hofft freilich, dass der Evaluierungsbericht, der nach dem Song Contest erstellt wird, die EBU motivieren wird, die Ideen des Green Events als Standard festzuschreiben.

Allerdings kann auch ein Land gewinnen, das weniger Interesse daran hat. In Aserbaidschan bekam etwa jeder Journalist ein Glas mit Erdöl geschenkt. Zudem hat Wien einen Riesenvorteil gegenüber vielen Song Contests in den letzten Jahren: So innerstädtisch und mit Öffis gut erreichbar war der Bewerb schon lange nicht mehr. Das kann nächstes Jahr an irgendeinem Stadtrand dann schon wieder anders aussehen. (Marco Schreuder, 16.5.2015)