Paris - Die renommierte französische Tageszeitung "Le Monde" steckt erneut in einer schweren Führungskrise. Interimschef Gilles van Kote erklärte am Donnerstag seinen Rücktritt. Zuvor hatte die Redaktion den Kandidaten der Eigentümer für seine Nachfolge durchfallen lassen. Er sei stolz, Direktor der Zeitung gewesen zu sein, schrieb der Journalist auf Twitter.

Van Kote hatte vor einem Jahr vorübergehend die Leitung des Traditionsblatts übernommen, nachdem seine Vorgängerin im Streit hingeschmissen hatte. Van Kote wäre gern Redaktionschef geblieben. Die Eigentümer um den linken Kulturmäzen Pierre Berge hatten seine Kandidatur aber verworfen. Stattdessen wollten sie den "Le Monde"-Journalisten Jerome Fenoglio an der Spitze. Bei der Abstimmung der Redakteure am Mittwoch erhielt er jedoch überraschend nur 55 Prozent - er hätte 60 Prozent gebraucht, wie die Zeitung auf ihrer eigenen Webseite berichtete.

Die Vertretung der Redakteure führte das Ergebnis auf das Verhalten der Eigentümer während der Nachfolger-Suche zurück. Sie kritisierte auch die zahlreichen Wechsel an der Redaktionsspitze seit Übernahme des Blatts durch die Gruppe um Berge im Jahr 2010. Die Eigentümer riefen die Redakteure dem Bericht zufolge am Donnerstag auf, ihre Haltung zu der Personalie noch einmal zu überdenken. (APA, 14.5.2015)