Die Kunst des Ausparkens versagt, wenn der Sensor nicht mitspielt.

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Man kennt ihn, diesen Klassiker eines Stereotyps: Der Mann, dieser Gipfel an Maskulinität! Und doch vermag der simple Anblick seines Automobils ihm ein feminin weichgespültes Lächeln zu entlocken.

Mein Vater verstand das Fahrzeug stets prinzipiell als reines Nutzobjekt, frei nach dem Motto "Wenn's fährt, dann passt's". Aber er kam, der Tag der Wende, denn der Nutzen des alten Vehikels war nur noch auf Rohstoffrückgewinnung zu beschränken, also musste notgedrungen eine neues her.

Verwandlung

Dieses war es dann, das den Auto-Realisten in einen Neo-Emotionalisten verwandelte. Nicht nur, dass das Fahrverhalten nun keiner aerodynamisch optimierten Badewanne mehr glich, auch die viele neue Technik, insbesondere Assistenzsysteme, fanden sichtlich Ausdruck der Bewunderung.

So entstand peu à peu eine emotionale Bindung, die auch Ausdruck in vermehrten Tankstellenbesuchen zwecks Reinigung fand. Gründliche Pflege und Kontrolle sind das A und O der neuen Lebensfacette.

Gedrückte Begeisterung

Es gleicht deshalb fast einer Realsatire, wenn eine solche Ausfahrt die Begeisterung etwas gedrückt hat - wortwörtlich. Beim Ausparken hatte nämlich der liebgewonnene Parksensor nicht reagiert. Trotz friedlicher Stille bohrte sich ein Stahlrohr in (und nahezu durch) den Lack und beulte die Kofferraumklappe übel ein. Eing'fahrn!

Das war dann der Zeitpunkt, an dem mein Vater dem Assistenzsystem von anfänglich vollstem Vertrauen die Assistenz aberkannte. Seitdem heißt es wieder: Vertrauen ist schlecht, Kontrolle ist besser - auch wenn die Freude am Fahren geblieben ist. (stal, 17.5.2015)