Belgrad/Tirana - Serbiens Ministerpräsident Aleksandar Vucic wird als erster Belgrader Regierungschef am 27. Mai Tirana besuchen. Das berichtete die serbische Tageszeitung "Danas" am Mittwoch unter Berufung auf Quellen aus dem Büro des Ministerpräsidenten.

Erst vergangenen November hatte der albanische Ministerpräsident Edi Rama Belgrad besucht. Der als "historisch" bezeichnete Besuch, er erfolgte nach der Belgrad-Reise des albanischen Diktators Enver Hoxha im Juni 1946, war damals in Dissonanz der zwei Regierungschef um die Kosovo-Frage verlaufen.

Erst kürzlich hatte Serbien eine Protestnote an Tirana gerichtet. Rama hatte Anfang April in einem TV-Interview erklärt, dass Albanien und der Kosovo "gezwungen sein werden, sich auf klassische Weise" zu vereinigen, sollte ihre Vereinigung im Rahmen der Europäischen Union auf sich warten lassen. Belgrad hatte die Aussage als eine Bemühung um Groß-Albanien verstanden. Es würde sich um einen Staat handeln, der neben Albanien und dem Kosovo auch Teile Mazedoniens, Südserbiens, Montenegros und Griechenland erfassen würde.

Belgrad vermutet großalbanische Tendenzen

Belgrad vermutet auch hinter den jüngsten Ereignissen in Mazedonien, wo sich eine albanische bewaffnete Gruppe am vergangenen Wochenende heftige Kämpfe mit der Polizei lieferte, solche Tendenzen.

Ein Berater Ramas, der Soziologe Shkelzen Maliqi, meinte gegenüber der Belgrader Tageszeitung, dass Rama und Vucic einen "wichtigen Wendepunkt" einleiten könnten, der eine "Achse des Friedens und der Stabilität in der Region" darstellen würde. Eines der Gesprächsthemen soll auch eine Autobahn sein, welche die albanische Küstenstadt Durres mit dem südserbischen Nis verbinden würde. Tatsächlich geht es um den Autobahnbau an der Strecke Prishtina-Nis. (APA, 13.5.2015)